Allen & Overy: Multinationale Unternehmen sind für den schnellen Aufstieg des Renminbi schlecht gerüstet

21.04.2015

Frankfurt am Main / London, 21. April 2015. Fast zwei Drittel (62 %) der Unternehmen im Asiatisch-Pazifischen Raum, in Europa und den USA, die Geschäfte in chinesischen Renminbi (RMB) abwickeln, rechnen damit, dass sich das Geschäftsvolumen in dieser Währung in den nächsten fünf Jahren mehr als verdoppeln wird. Laut einer heute von Allen & Overy veröffentlichten Studie bestehen allerdings ernsthafte Bedenken, wie sie ein Wachstum in dieser Größenordnung bewältigen können.

Der Studie mit dem Titel „Generation ¥ - RMB: the new global currency" zufolge stufen 90 % der befragten Manager die Aktivitäten ihrer Unternehmen in RMB als wichtig oder sehr wichtig ein. Mehr als drei Viertel (77 %) von ihnen sehen in mangelndem Verständnis im eigenen Unternehmen, wie Geschäfte in RMB abgewickelt werden sollten, das größte Hindernis für die Verwendung der chinesischen Währung.

Globale Herausforderungen verlangen nach Expertenwissen

Die Herausforderung für Unternehmenslenker, auf das erforderliche Expertenwissen zugreifen zu können, wird zunehmend größer. Dies verdeutlichen die nachfolgenden Zahlen: Im Januar dieses Jahres stieg der RMB im globalen Zahlungsverkehr zur fünft beliebtesten Währung auf (nach dem US-Dollar, dem Euro, dem Pfund Sterling und dem Yen). Noch vor vier Jahren belegte er Platz 20. Allein im letzten Jahr hat sich das wertmäßige Volumen der in RMB vorgenommenen Zahlungen weltweit um 102 % erhöht.

Jane Jiang, für Regulierungsfragen in China zuständige Partnerin bei Allen & Overy, sagt dazu: „Das rasche Wachstum der Verwendung des RMB geht mit einer ebenso schnellen Veränderung des Regulierungsrahmens für diese Währung einher. Um die damit verbundenen Herausforderungen zu bewältigen, müssen viele multinationale Unternehmen, die Geschäfte in RMB abwickeln, ihre Treasury Funktion aus einem anderen Blickwinkel heraus betrachten. Viele Beschränkungen, auf deren Grundlage Unternehmen Entscheidungen zum RMB getroffen und ihre Strategien entsprechend festgelegt haben, werden nach und nach abgebaut. Chinas RMB-Regime dürfte somit neue Möglichkeiten für Unternehmen eröffnen, die mit den Veränderungen nicht nur Schritt halten und ihre Richtlinien entsprechend anpassen, sondern die aktiv versuchen, Veränderungen herbeizuführen, indem sie mit den Aufsichtsbehörden kommunizieren, die mittlerweile deutlich mehr Bereitschaft zum Zuhören zeigen."

Die Veränderungen auf dem Gebiet der Regulierung laufen allerdings nicht immer reibungslos ab. Beispielsweise bezeichnen die meisten der befragten multinationalen Unternehmen Verzögerungen bei der Einführung von Chinas internationalem Zahlungsverkehrssystem (74 %) und operative Beschränkungen in Form von insgesamt unzureichender Liquidität des RMB (65%) als gravierende Probleme.

Liquidität gilt auch bei der Risikobewertung im Zusammenhang mit der Emission von Dim Sum Bonds (international) und Panda Bonds (national) als großes Problem (70 % bei Ersteren und 51% bei Letzteren). Dabei wird unzureichende Liquidität am Sekundärmarkt als das Risiko angeführt, das den Unternehmen am meisten Sorge bereitet.

Der Renminbi - eine wirklich globale Währung?

Trotz dieser Herausforderungen verwenden multinationale Unternehmen den RMB, wo immer es ihnen möglich ist. Mehr als 50% der befragten Unternehmen verwenden die chinesische Währung für Zahlungen außerhalb der Volksrepublik China, u.a. in Singapur (74 %), Südkorea (59 %), der Eurozone (58 %), in Großbritannien (57 %) und Nordamerika (54 %). Dies macht deutlich, in welchem Umfang der RMB im internationalen Handel schon jetzt außerhalb seines Heimatmarktes eingesetzt wird.

Der beste Beleg hierfür ist vermutlich, dass der RMB für Volkswagen und Daimler in Deutschland wie auch für Ford und General Motors in den USA die am zweit häufigsten verwendete Währung ist.

Die Internationalisierung und die Konvertierbarkeit des RMB haben bereits erheblichen Einfluss auf die China-Strategien der Unternehmen. So sagen 85 % der befragten Unternehmen, dass diese beiden Aspekte zu höheren Investitionen in ihre Expansionspläne nach China (aufgrund der niedrigeren Finanzierungskosten) sowie zu einer Umstrukturierung ihrer globalen (71 %) bzw. regionalen (68 %) Lieferantennetzwerke geführt haben.

Nach Aussage von 64 % der Befragten könnte eine weitere Liberalisierung die Unternehmen dazu veranlassen, ihr regionales Treasury Management nach China zu verlegen und Entscheidungsträgern in China größere Befugnisse zu übertragen.

Was das RMB-Liquiditätsmanagement außerhalb Hongkongs angeht, wurde die Freihandelszone von Shanghai (78 %) von fast ebenso vielen befragten Unternehmen als einer ihrer drei bevorzugten Standorte genannt wie Singapur (77 %). Interessanterweise belegte Luxemburg mit 52 % der Befragten den dritten Platz – mit deutlichem Abstand vor London (33 %). Frankfurt belegte mit 14 % Rang fünf.

Dr. Neil George Weiand, Partner im Bereich Banking und Finance von Allen & Overy in Deutschland, fügt hinzu: „Frankfurt belegt in der vorliegenden Studie im Moment zwar nur den dritten Platz unter den europäischen Clearing-Standorten. Ich bin mir aber sehr sicher, dass er in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird. Für deutsche Unternehmen ist die Clearing-Bank von großem Vorteil, da Zahlungen ohne Umwege direkt zwischen Euro und Renminbi abgewickelt werden und somit Transaktionskosten gespart werden können. Zudem wird es dadurch für chinesische Unternehmen einfacher, in Deutschland zu investieren."

Dr. Hartmut Krause, Partner im Bereich M&A, ergänzt: „Besonders mittelständischen Unternehmen wird der Weg nach China mit dem Clearing-Standort Frankfurt und der zunehmenden Liberalisierung des RMB-Regimes erleichtert. Bisher war die Abwicklung nur über Asien möglich, was für viele mittelständische Unternehmen zu unsicher war. Nun können Geschäfte ohne lästige Zeitverschiebung oder Sprachbarriere und in der vertrauten Rechtsordnung abgewickelt werden. Die Ergebnisse der Studie haben aber auch deutlich gezeigt, dass viele Unternehmen mit den sich immer schneller ändernden Rahmenbedingungen und Möglichkeiten vor grundlegende Herausforderungen gestellt werden. Eine entsprechende Anpassung der Strategie ihrer Auslandsaktivitäten erscheint somit unumgänglich."

Jane Jiang fügt hinzu: „Dass der RMB immer häufiger verwendet wird, ist nicht nur eine chinesische Erfolgsgeschichte. Es gibt einen intensiven Wettbewerb zwischen den weltweiten Finanzplätzen, die sich als Standort erster Wahl für in RMB abgewickelte Geschäfte zu etablieren versuchen. Dies unterstreicht, dass ein besseres Verständnis erforderlich ist, wie Chinas Währung am besten einzusetzen ist, und zwar nicht nur in China selbst, sondern im gesamten Netzwerk multinationaler Unternehmen."

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