Automobilzulieferer Sachsenring an HQM verkauft - Insolvenzverwalter Kübler: „Sanierung aus eigener Kraft ist gelungen“

22.02.2006

KÜBLER

Zwickau, 20. Februar 2006 – Dreieinhalb Jahre nach Einleitung

des Insolvenzverfahrens ist die Zukunft des Automobilzulieferers Sachsenring gesichert. Insolvenzverwalter Dr. Bruno M.

Kübler konnte die ehemalige „Trabbi-Schmiede“, die nach der

Wende von den westdeutschen Unternehmern Ulf und Ernst-Wilhelm Rittinghaus übernommen und als größter ostdeutscher Automobilzulieferer an die Börse gebracht wurde, nach

langwierigen Verhandlungen nun an die Leipziger HQM-Gruppe

verkaufen. Die Sachsenring Fahrzeugtechnik GmbH (SFG) hatte am 30. Mai 2002 Insolvenz angemeldet. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 850 Mitarbeiter für Sachsenring tätig. Küb-

ler führte das Unternehmen bis zum Juli 2003 in der Insolvenz

fort und gründete dann die Sachsenring Zwickau AG (SRZ) als

Auffanggesellschaft. Als Vorstandsvorsitzender leitete er diese

seit dem 1. Juli 2003 mit dem Ziel der Eigensanierung. Ziel war

dabei stets, einen strategischen Investor zu finden und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Erfolgreiche Teilverkäufe

und absatzbedingte Personalanpassungsmaßnahmen haben

den Mitarbeiterstamm auf derzeit 250 reduziert. Mittelfristig

soll die Zahl der Mitarbeiter wieder erheblich zunehmen.

Nachdem die Sachsenring Fahrzeugtechnik GmbH (SFG) am 30. Mai 2002 Insolvenz

angemeldet hatte, war Rechtsanwalt Dr. Bruno M. Kübler vom Amtsgericht

Chemnitz zunächst als vorläufiger Insolvenzverwalter, nach Eröffnung des

Verfahrens am 1. September 2002 als endgültiger Insolvenzverwalter eingesetzt

worden. Bei Insolvenzbeginn übernahm Kübler das Steuer des angeschlagenen

Unternehmens mit rund 850 Mitarbeitern und Standorten in Zwickau

(Sachsen), Hemer (NRW) und Tröbitz (Brandenburg).

Im März 2003 verkaufte Kübler den Produktionsbereich „N“, der Fahrerkabinen

für Nutzfahrzeuge herstellte, an den Daimler Chrysler-Konzern, der den Bereich

nach Wörth/Baden verlagerte. Dieser bot allen 46 Mitarbeitern eine Fortsetzung

des Arbeitsverhältnisses in Wörth an.

Im November 2003 fand Kübler außerdem für das Werk im sauerländischen

Hemer mit der Sundwiger Drehtechnik GmbH einen Käufer. Auch hier wurden

alle 80 Arbeitnehmer des Standorts übernommen.

Kein Verkauf zum Schleuderpreis

Für das Stammunternehmen in Zwickau gab es zahlreiche in- und ausländische

Interessenten. Viele wollten die Gunst der Stunde nutzen und den Betrieb weit

unter Wert erwerben. Verwalter Kübler war jedoch nicht bereit, Sachsenring

zum Schleuderpreis zu verkaufen und brach daher Gespräche mit verschiedenen

Kaufinteressenten ab, die keine akzeptablen Gebote abgegeben hatten.

Ein Großkonzern war beispielsweise nur bereit, den berühmten „einen Euro“

für den Automobilzulieferer zu zahlen. Auch Verhandlungen mit einer Wolfsburger

Gruppe führten zu keinem akzeptablen Ergebnis.

„Wenn es zum damaligen Zeitpunkt nach dem Willen einiger Interessierter

gegangen wäre, hätte ich Sachsenring sofort schließen müssen“, resümiert

Kübler. „Damit wären auf einen Schlag alle Arbeitsplätze verloren gegangen

und die aussichtsreiche Chance auf Rettung des Traditionsunternehmens nie

genutzt worden.“ Der Insolvenzverwalter präsentierte ein Fortführungs- und

Sanierungskonzept, das dem Unternehmen einen eigenständigen Weg in die

Zukunft wies und einen höchstmöglichen Erhalt von Arbeitsplätzen ermöglichte.

Mit diesem Konzept ließen sich Gläubigerausschuss und Banken von Kübler

überzeugen, dass eine Fortführung des Geschäftsbetriebs im Sinne aller Beteiligten

lag.

Neuausrichtung als Sachsenring Zwickau AG

Trotz der positiven Entwicklung und anfänglich guter Auftragslage waren harte

personelle Einschnitte unumgänglich, um das Unternehmen den Gegebenheiten

des Marktes anzupassen. Mit Zustimmung der IG Metall und des Betriebsrats

erfolgte ab 2003 ein sozialverträglicher Personalabbau. Um Kündigungen

zu vermeiden, erhielt ein Teil der Arbeitnehmer das Angebot, in eine Beschäftigungs-

und Qualifizierungsgesellschaft zu wechseln.

Für die Umsetzung des Fortführungs- und Sanierungskonzepts gründete Insolvenzverwalter

Kübler zum 1. Juli 2003 die Sachsenring Zwickau AG (SRZ) als

Auffanggesellschaft der insolventen SFG. Mit der Neuaufstellung war auch eine

Konzentration auf Kernkompetenzen verbunden, wie etwa die Produktion von

Fahrwerkkomponenten und Karosseriebaugruppen. Größter Kunde des Automobilzulieferers

blieb weiterhin die Volkswagen AG.

Trotz Turbulenzen blieb die SRZ weiter auf Kurs

Die Sachsenring Zwickau AG (SRZ) war nach ihrer Neugründung positiv gestartet,

bis zur Jahresmitte 2004 operierte sie in schwarzen Zahlen. Im zweiten

Halbjahr 2004 machten dem Unternehmen die Absatzprobleme bei VW erheblich

zu schaffen. Ende 2004 wurde SRZ mit der plötzlichen Stornierung eines

Großauftrags konfrontiert. Durch das wegbrechende Umsatzvolumen waren

erneut personelle Einschnitte unumgänglich. Kübler blieb trotzdem optimistisch,

weil Effizienz und Innovationskraft des Unternehmens beträchtlich gestiegen

waren, seit er die Führung übernommen hatte. Zukunftsträchtige Entwicklungen

wie ein Integralgelenk und eine aktive Wankstabilisierung wurden

weiter vorangetrieben. Dennoch wurde die Luft für das Unternehmen zusehends

dünner. Die Automobilbranche war ohnehin krisengeschüttelt, die Automobilzulieferer

bekamen die kritische Situation am Markt umso mehr zu spüren. Der Insolvenzverwalter erläutert: „Für Sachsenring gab es eine schwierige

und turbulente Zeit. Die Automobilindustrie legt größten Wert auf Liefersicherheit.

Sie will langfristige Perspektiven. Trotz der Gründung der 'insolvenzfreien'

Auffanggesellschaft war es sehr schwierig, neue Serienaufträge zu akquirieren,

weil wir der Automobilindustrie ohne eine definitive Investorenlösung keine

langfristige Sicherheit bieten konnten. Mit der Übernahme durch HQM sind die

entsprechenden Voraussetzungen jetzt gegeben.“

Mitte 2005 kristallisierte sich die HQM Härterei und Qualitätsmanagement

GmbH aus Leipzig als bestgeeigneter Käufer für Sachsenring heraus. Nach

monatelangen Verhandlungen konnten Kübler und die HQM schließlich handelseinig

werden. „Nun hat sich ausgezahlt, dass bei Sachsenring während der

schwierigen Insolvenzphase in neue Entwicklungen investiert wurde. Das Unternehmen

hat trotz der Insolvenz nicht den Anschluss verpasst, sondern ist

attraktiv für den Markt und birgt zukunftsträchtiges weiteres Potenzial“, so

Kübler über den erfolgreichen Abschluss. „Entscheidend war jedoch die Kooperations-

und Kompromissbereitschaft aller Beteiligten – Arbeitnehmer, Betriebsrat,

Gewerkschaft, Großgläubiger, Lieferanten und Kunden, namentlich VW –,

ohne die wir nicht zu diesem guten Ergebnis gekommen wären“, sagt der Insolvenzverwalter

rückblickend. „Am Beispiel Sachsenring ist wieder einmal

deutlich geworden, dass Insolvenz nicht gleich Zerschlagung ist, sondern dass

darin – bei Geduld und Ausdauer – die Chance auf Sanierung aus eigener Kraft

liegen kann“, zieht Kübler Resümee.

Käufer HQM übernimmt einen Großteil der Mitarbeiter

Die HQM-Gruppe besteht seit 1993 und hat sich zu einem starken mittelständischen

Unternehmen im Bereich Härterei, Oberflächentechnik und Qualitätsmanagement

entwickelt. Außerdem hat sich HQM als Systemlieferant der Automobilindustrie

profiliert. Das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von ca. €

80 Mio. und 500 Beschäftigten an den Standorten Leipzig, Chemnitz, Pleißa

und Wuppertal übernimmt 170 der derzeit noch rd. 200 Zwickauer Mitarbeiter

von Sachsenring. HQM führt den Betrieb unter dem Namen HQM Sachsenring

GmbH fort und will mittelfristig die Mitarbeiterzahl wieder kräftig aufstocken.

Das Traditionsunternehmen Sachsenring

Die historischen Wurzeln von Sachsenring reichen zurück in das Jahr 1904, als

August Horch die Motorenwerke AG gründete und in Zwickau mit der Automobilproduktion

begann. Zu DDR-Zeiten produzierte das Unternehmen den Trabant,

was ihm die Bezeichnung „Trabbi-Schmiede“ eintrug. Nach dem Fall der

Mauer kauften die Brüder Ulf und Ernst-Wilhelm Rittinghaus den Betrieb von

der Treuhandanstalt. 1997 wandelten sie Sachsenring in ein börsennotiertes

Unternehmen um, das am Frankfurter Neuen Markt als erstes Unternehmen

aus der ehemaligen DDR notiert wurde. Am 30. Mai 2002 stellte das Traditionsunternehmen

Insolvenzantrag. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte Sachsenring

rund 850 Mitarbeiter an drei Standorten und hielt mehrere Beteiligungen.

Werk Tröbitz

Als letzten Unternehmensteil hat Verwalter Kübler jetzt noch das Werk Tröbitz

in Brandenburg zu vermarkten. Dieser Bereich stellt Brems- und Kraftstoffleitungen

zunehmend in Kunststoff her und hat im letzten Jahr mit der zukunftsträchtigen

Produktion von Druckmessleitungen für Rußpartikelfilter begonnen.

„Durch die neue Euronorm EU 4 für Abgase ist hier in der nächsten Zeit mit

einer erheblichen Absatzsteigerung zu rechnen“, ist sich Kübler sicher. Das

Werk Tröbitz erzielt kontinuierlich positive Ergebnisse und soll daher laut Kübler

demnächst ohne Zeitdruck bei Erhalt der 45 Arbeitsplätze zu einem attraktiven

Kaufpreis veräußert werden.

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