Bericht vom Roundtable „Restrukturierungen“ der Latham & Watkins LLP in Frankfurt

18.10.2016

Niedrige Zinsen und günstige Liquidität verzögern notwendige operative Restrukturierungen in Unternehmen – Experten rechnen Mitte 2017 mit anziehendem Restrukturierungsmarkt

Frankfurt, 17. Oktober 2016 – Anhaltend niedrige Zinsen und ein günstiges Liquiditätsumfeld führen dazu, dass notwendige operative Restrukturierungen in Unternehmen auf die lange Bank geschoben werden. „Solange die Zinsen niedrig sind und genug billiges Geld im Markt ist, verharren die Unternehmen in ihrer Komfortzone“, beobachtet Jens Alsleben, Managing Director, H.I.G. Capital Europe, bei einem Roundtable-Gespräch der internationalen Wirtschaftskanzlei Latham & Watkins LLP in Frankfurt am Main. „Häufig wird nur die finanzielle Seite adressiert, während wichtige operative Maßnahmen nicht angegangen werden, weil sie mit Investitionen und harten Einschnitten verbunden wären. Doch dieses Verharren macht die langfristige Genesung von Unternehmen sehr schwierig“, erklärte Alsleben. Angesichts des rasanten Wandels durch die digitale Transformation, schneller Innovationszyklen und in fast allen Branchen auftauchender disruptiver Geschäftsmodelle gerieten traditionelle Geschäftsmodelle schnell unter Druck, erklärte Oliver Kehren, Managing Director, Morgan Stanley, stellvertretender Vorsitzender TMA Deutschland. „Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen vorausschauend planen und investieren, wichtige operative Restrukturierungsmaßnahmen rechtzeitig in Angriff nehmen und ihr eigenes Geschäftsmodell kritisch hinterfragen“, sagte er und betonte zugleich, dass der rasante Wandel nicht nur Gefahren, sondern auch große Chancen berge.

Tammo Andersch, Wirtschaftsprüfer, Vorstandsvorsitzender der Andersch AG betonte, dass die schnellen Marktveränderungen Unsicherheit und Unplanbarkeit in bislang unbekanntem Umfang für Unternehmen mit sich bringen, die nahezu alle Branchen gleichermaßen betreffen. Weitere Risiken für die Unternehmen seien ein mögliches Anziehen der Zinsen sowie konjunkturelle Risiken insbesondere ausgehend von China, Russland und Brasilien. „Es gibt im Moment eine ganze Bandbreite fragiler Faktoren“, erklärte Tammo Andersch. „Da müssen nur ein oder zwei Faktoren zusammen kommen und schon können eine ganze Reihe Unternehmen in Schieflage geraten und der Restrukturierungsbedarf in Deutschland zieht schnell wieder an“, ergänzte er.

Einigkeit herrschte darüber, dass Restrukturierungen komplexer, langwieriger und grenzüberschreitend geworden sind und sich dieser Trend auch in den kommenden Jahren fortsetzen wird. „Der Markt ist insgesamt eher ruhig, aber die Auslastung ist trotzdem hoch, da die Mandate in der Regel wesentlich intensiver sind – häufig wegen der Begleitung der heute viel stärker notwendigen operativen Restrukturierung“, erklärte Dr. Jörn Kowalewski, Partner und Restrukturierungsexperte bei Latham & Watkins in Hamburg.

Ebenfalls einig waren sich die Roundtable-Teilnehmer darüber, dass es nach dem Erfolg des ESUG Schutzschirmverfahrens auch in Deutschland möglichst zügig einen rechtlichen Rahmen für vorinsolvenzliche Restrukturierungsverfahren nach britischem Vorbild geben sollte. „Das ist dringend überfällig“, sagte Frank Grell, Leiter der deutschen Praxisgruppe Restrukturierung und Insolvenz bei Latham & Watkins und Partner im Hamburger Büro. „Wir brauchen eine Konzentration der Kompetenz für Restrukturierung und Insolvenzrecht bei den Insolvenzgerichten am Sitz des jeweiligen Oberlandesgerichts, so wie sie in Großbritannien beim High Court angesiedelt ist. Mit dem außergerichtlichen Sanierungsverfahren können Unternehmen viel früher in Restrukturierungsprozesse einsteigen, ohne stigmatisiert zu werden. Das verhindert zugleich die Abwanderung von Verfahren von Deutschland nach England“, sagte Grell. Über kurz oder lang werde es ein solches Verfahren auch in Deutschland geben, spätestens wenn das entsprechende EU-Recht in Deutschland umgesetzt werden müsse, sagte er.

Die Experten rechnen ab Mitte 2017 mit einem Anziehen des Restrukturierungsbedarfs bei deutschen Unternehmen. „Wir sind für komplexe, grenzüberschreitende Restrukturierungen optimal aufgestellt“, erklärte Grell.

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