Deutschlands Fachanwälte im Check: In diesen Bereichen gibt es die meisten Rechtsvertreter
Lernplattform Jurafuchs vergleicht die Fachbereiche von rund 63.400 Fachanwälten in Deutschland
Arbeits- und Familienrechtler dominieren Deutschlands Anwaltschaft, Sportrechtler nur selten vertreten
Münchner Anwälte oft auf Erbrecht spezialisiert, Berliner deutlich führend im Miet- und Wohnungseigentumsrecht
Berlin, 09. September 2025. Wer in Deutschland nach Rechtsbeistand sucht, findet ein breites, aber ungleich verteiltes Angebot an Fachanwälten aus 25 Fachbereichen vor. In welchen Bereichen die meisten Juristen vertreten sind und wo hingegen lange nach einem Spezialisten gesucht werden muss, zeigt ein Vergleich der führenden Lernplattform für Jurastudierende und Rechtsreferendare, Jurafuchs. Dafür wurden insgesamt 63.363 Einträge aus dem Anwaltsverzeichnis der Bundesrechtsanwaltskammer im Hinblick auf die verschiedenen Fachanwaltsbezeichnungen miteinander verglichen. Demnach variieren die Fachbereiche der Anwälte je nach Standort stark.
Kein Fachbereich ist so beliebt wie das Arbeitsrecht
Im Hinblick auf die einzelnen juristischen Segmente hat sich jeder fünfte Fachanwalt in Deutschland auf das Arbeitsrecht spezialisiert, womit der Fachbereich am populärsten ist (20 Prozent). Auch Familienrechtler sind mit anteilig 13,5 Prozent vergleichsweise häufig zu finden. Fachjuristen im Steuerrecht folgen mit 7,8 Prozent. Diese werden vor allem benötigt, wenn es um steuerliche Regelungen geht – von Unternehmensumwandlungen bis hin zu Einsprüchen gegen Steuerbescheide. Die Top Fünf der häufigsten Fachbereiche unter Juristen komplettieren das Verkehrs- und Strafrecht: 7,1 bzw. 6,6 Prozent aller untersuchten Fachanwälte haben ihren Schwerpunkt in den beiden Segmenten gesetzt.
In diesen Bereichen gibt es die wenigsten Fachanwälte
Deutlich weniger Fachjuristen finden Betroffene, die einen Anwalt im Sportrecht suchen: Lediglich 0,1 Prozent aller Fachanwälte haben sich in diesem Feld spezialisiert. Sportrechtler werden nur selten benötigt, da das Rechtsgebiet nur in einem kleinen Nischensegment nachgefragt wird. Ähnlich gering ist die Auswahl an Juristen im Agrarrecht und im Transport- und Speditionsrecht mit 0,3 bzw. 0,4 Prozent. Mit anteilig 0,5 Prozent gibt es auch in den Bereichen Migrationsrecht und Internationales Wirtschaftsrecht nur wenige Juristen, die als Rechtsbeistand fungieren.
Viele Mietrechtler in Berlin, Münchner Juristen dominieren Erbrecht
Je nach Standort ist die Verfügbarkeit von Fachanwälten unterschiedlich ausgeprägt. In Frankfurt am Main etwa sitzen 7,2 bzw. 10,1 Prozent aller auf Arbeitsrecht und Bank- und Kapitalmarktrecht spezialisierten Anwälte – so viel wie in keiner anderen Stadt. Für Fachjuristen im Bereich Verwaltungsrecht (11,8 Prozent), Miet- und Wohnungseigentumsrecht (10,5 Prozent) und Bau- und Architektenrecht (8,5 Prozent) ist hingegen Berlin die Hochburg. Auch Medizinrechtler (9,9 Prozent), Sozialrechtler (9,2 Prozent) und Strafrechtler (9 Prozent) haben ihren Sitz am häufigsten in der Bundeshauptstadt. München ist hingegen führend beim gewerblichen Rechtsschutz mit 17,5 Prozent sowie im Steuer- und Erbrecht mit 9,1 bzw. 5,4 Prozent. Spezialisiert auf Handels- und Gesellschaftsrecht sind besonders viele Hamburger Juristen (9,4 Prozent). Auch im Bereich Insolvenzrecht sind 8,5 Prozent aller Fachanwälte in der Hansestadt zu finden. Die meisten Versicherungsrechtler gibt es in Köln mit anteilig 10,3 Prozent.
Brandenburger Anwälte häufig als Pflichtverteidiger tätig
Beschuldigte in Deutschland haben grundsätzlich das Recht auf juristischen Beistand. Das gilt etwa, wenn eine Haftstrafe droht, das Verfahren besonders kompliziert ist oder sich der Beschuldigte nicht hinreichend selbst verteidigen kann. Dabei sind viele Angeklagte auf einen Pflichtverteidiger angewiesen, der die Person vor Gericht vertritt. Jedoch sind solche Pflichtverteidiger in einigen Städten nur selten zu finden. Lediglich 0,9 Prozent aller Hamburger Anwälte stellen sich als Pflichtverteidiger zur Verfügung – der niedrigste Wert aller Städte. Leonberg und Sindelfingen folgen mit einem Pflichtverteidiger-Anteil von 1,4 bzw. 1,6 Prozent. Obwohl sich in Norderstedt die Justizvollzugsanstalt Glasmoor befindet, gehört die Stadt selbst mit 1,7 Prozent zu den Standorten mit der geringsten Anzahl an Pflichtverteidigern. Gefolgt wird Norderstedt von Stuttgart und Wolfsburg mit anteilig je 1,9 Prozent.
Viele brandenburgische Städte haben hingegen einen deutlich höheren Anteil an Pflichtverteidigern:
34,1 Prozent aller Anwälte in Frankfurt (Oder) stehen für die Pflichtverteidigung zur Verfügung, in Cottbus und Brandenburg an der Havel beträgt der Anteil je 26,3 Prozent. Im sächsischen Plauen sind 25,3 Prozent aller Juristen als Pflichtverteidiger tätig, in Dessau-Roßlau sind es 22,5 Prozent.
„Die Ergebnisse machen deutlich, dass die juristischen Fachbereiche unterschiedlich stark besetzt sind. Ein Grund dafür ist auch die Vermittlung der Fachinhalte im Jurastudium und im Referendariat. Oft sind diese Inhalte so abstrakt und lebensfern oder nur mit Blick auf die Klausur aufbereitet, dass sie Studierende eher abschrecken, anstatt ihr Interesse für eine spätere Spezialisierung zu wecken”, erklärt Jurafuchs-Gründer Rechtsanwalt Dr. Carl-Wendelin Neubert. Er ergänzt:
„Dass sich viele Juristen in Bereichen wie Familienrecht spezialisieren, ist erst einmal positiv hervorzuheben. Jedoch braucht es gerade in diesen Fachbereichen neben theoretischem Fachwissen auch Empathie, Kommunikationsfähigkeit und ein Bewusstsein für die sozialen Dimensionen des Rechts. Solche Kompetenzen lassen sich nur schwer über klassische Vorlesungen vermitteln. Bei Jurafuchs legen wir daher großen Wert auf praxisnahe Fallbearbeitung, interaktive Lernformate und realitätsnahe Beispielszenarien. Im Jurafuchs-Forum besteht zudem ein Raum für konstruktiven Austausch, kritische Fragen und das Rechtsgespräch. So können angehende Juristinnen und Juristen nicht nur rechtliches Wissen aufbauen, sondern auch Soft Skills entwickeln, die im Berufsalltag unverzichtbar sind.“
Sämtliche relevanten Untersuchungsergebnisse wurden unter dem nachfolgenden Link grafisch aufbereitet: www.jurafuchs.de/presse-article/anwaltschaft-im-check-wer-in-deutschland-recht-spricht-und-wo/
Über die Untersuchung
Für den Vergleich wurden insgesamt 63.363 Einträge mit Fachanwaltsbezeichnung aus dem Anwaltsverzeichnis der Bundesrechtsanwaltskammer erfasst und im Hinblick auf die verschiedenen Fachanwaltsbezeichnungen ausgewertet. Für den Städtevergleich wurden die 200 größten deutschen Städte herangezogen (Stand der Untersuchung: 7. August 2025).
Über Jurafuchs
Jurafuchs (www.jurafuchs.de) ist Deutschlands führende Lernplattform für angehende Juristen. Die App vermittelt prüfungsrelevantes Wissen und juristische Fähigkeiten für das gesamte Jurastudium, das Rechtsreferendariat und darüber hinaus. Auf Grundlage aktueller lernwissenschaftlicher Erkenntnisse ermöglicht Jurafuchs effektives und anwendungsorientiertes Lernen durch Interaktion, Gamification, Microlearning, KI-gestützte Funktionen und eine aktive Community von fast 20.000 Jurastudenten und Referendaren. Mit über 10 Millionen gelösten interaktiven Aufgaben pro Monat ist Jurafuchs die meistgenutzte Plattform ihrer Art. Strategische Partnerschaften mit 25 Top-Kanzleien und führenden Universitäten, diverse Auszeichnungen als „beliebtestes digitales Lernmittel" und die Verleihung der prestigeträchtigen Comenius Edu Media Medaille 2025 unterstreichen die Marktführerschaft. Das Unternehmen wurde 2018 von Christian Leupold-Wendling, LLM. (Cambridge), Rechtsanwalt Dr. Carl-Wendelin Neubert und Steffen Schebesta gegründet.

