Freshfields Bruckhaus Deringer: M&A-Studie - Indien bei deutschen Konzernen begehrter als China

16.04.2014

Weltweite 10-Jahres-Studie zeigt umfassenden Investitionstrend der DAX- und MDAX-Unternehmen bei strategischen Transaktionen

Deutsche Bank, Siemens und Allianz weltweit am aktivsten

Indische Wirtschaft hofft auf weitere Impulse nach der Wahl

DAX- und MDAX-Konzerne haben in Indien seit 2004 jährlich fast ausnahmslos mehr M&A-Transaktionen realisiert als in China. Das ist eines der Ergebnisse einer Analyse der weltweiten M&A-Aktivitäten der 80 aktuell in den beiden wichtigsten deutschen Aktienindizes gelisteten Unternehmen über die vergangenen zehn Jahre. Die Studie durchgeführt hat die internationale Anwaltssozietät Freshfields Bruckhaus Deringer.

Danach finden sich mit China, Indien und Russland drei Schwellenländer unter den zehn weltweit begehrtesten Investitionszielen deutscher Großunternehmen der letzten zehn Jahren. Über den gesamten Zeitraum der Untersuchung seit 2004 flossen am meisten BRIC-Investitionen durch M&A der DAX-Unternehmen nach Russland (85 Transaktionen bei einem veröffentlichten Gesamtvolumen von 12,56 Milliarden US-Dollar), gefolgt von Indien (81 Transaktionen / 4,14 Milliarden US-Dollar) und China (53 Transaktionen / 2,72 Milliarden US-Dollar).

Dr. Lars Meyer, Indienexperte bei Freshfields Bruckhaus Deringer: „Indien hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich für Investitionen in zahlreiche Industriebereiche geöffnet, nicht zuletzt um Know-how-Transfers zu erleichtern und mit Blick auf die steigende Konsumfreude der aufstrebenden indischen Mittelklasse. Daher überrascht es nicht, dass sich auch deutsche Chemie-, Pharma-, und Konsumgüterunternehmen sowie die Automobilindustrie intensiv in Indien engagieren.“

Jochen Ellrott, Leiter der deutschen India-Group von Freshfields Bruckhaus Deringer: „Unsere Mandanten und Partner in Indien hoffen nun ebenso wie die indische Industrie, dass die bevorstehende Wahl eine starke Regierung hervorbringt, die überfällige Reformen anschieben und diesen Trend weiter verstärken kann.“

Führende Wachstumsmärkte für DAX- und MDAX-Unternehmen in Europa sind der Untersuchung zufolge Polen und die Türkei. Nach den veröffentlichten Transaktionswerten investierten die jeweiligen Konzerne in den vergangenen zehn Jahren in der Türkei durch M&A-Transaktionen fast so viel wie in Polen (5,11 Milliarden US-Dollar in 37 Deals bzw. 6,89 Milliarden US-Dollar in 51 Deals). Deutliche Zuwächse bei der Anzahl veröffentlichter Transaktionen über die letzten Jahre gab es außer in Polen vor allem in Brasilien und Südkorea.

Dr. Wessel Heukamp, M&A-Partner bei Freshfields Bruckhaus Deringer: „Die Studie bestätigt unseren Eindruck, dass deutsche Unternehmen neben den traditionellen europäischen Märkten wie Großbritannien, Frankreich und Italien zunehmend auch Wachstumsmärkte wie Polen und die Türkei als M&A-Ziele ins Auge fassen. Während Polen gut durch die Krise gekommen ist, hat die Türkei in den vergangenen Jahren viel für Standortsicherheit und das Investitionsklima getan. Auch wenn man abwarten muss, wie sich die politischen Verhältnisse nach den Kommunalwahlen von Anfang April und der noch anstehenden Präsidentschaftswahl konkret entwickeln, bleiben die Aussichten für deutsche Strategen in der Türkei sehr positiv.“

Die beliebtesten Investitionsziele

Die Freshfields-Analyse zeigt einen umfassenden Investitionstrend strategischer Transaktionen deutscher Großunternehmen. Insgesamt tätigten die DAX-Konzerne im vergangenen Jahrzehnt weltweit 1.912 Transaktionen mit einem veröffentlichten Gesamtvolumen von 443,1 Milliarden US-Dollar. Die Mitglieder des MDAX investierten seit 2004 einen veröffentlichten Gesamtwert von knapp 50,26 Milliarden US-Dollar in insgesamt 883 Transaktionen. Nach Anzahl konzentrierten sich nur gut 25 Prozent Prozent der gesamten M&A-Aktivitäten auf den deutschen Markt (748 Transaktionen mit einem veröffentlichten Volumen von 133,8 Milliarden US-Dollar); weitere 20 Prozent umfassten Transaktionen in die USA (344 Transaktionen mit einem veröffentlichten Volumen von 102 Milliarden US-Dollar) und Großbritannien (192 Transaktionen im Gesamtwert von 59,4 Milliarden US-Dollar). 17 Prozent der M&A-Aktivität nach Anzahl Transaktionen der DAX- und MDAX-Konzerne entfiel dabei auf die 15 führenden Wachstumsländer Russland, Indien, China, Polen, Türkei, Brasilien, Südkorea, Malaysia, Indonesien, Mexiko, Südafrika, Chile, Argentinien, Ägypten und Thailand (479 Transaktionen im veröffentlichten Gesamtwert von 40,3 Milliarden US-Dollar).

 

Die Untersuchung zeigt außerdem:

- Die Dynamik der M&A-Boomjahre 2006 und 2007 ist bei Übernahmen noch nicht wieder zurückgekehrt. Die Anzahl der Unternehmenstransaktionen liegt weltweit aktuell insgesamt etwa auf dem Niveau von 2010 und damit etwas über der Hälfte der Werte von 2007. Ausnahmen sind Wachstumsmärkte wie Polen, Brasilien oder Südkorea, wo Fusionen und Übernahmen prozentual wieder stärker zunehmen. Die Dealaktivität der DAX- und MDAX-Unternehmen in Industrienationen wie den Vereinigten Staaten, Großbritannien oder Frankreich blieb über die vergangenen Jahre weitgehend stabil.

- Bei den Unternehmen im DAX und MDAX zusammengenommen rangiert China nur auf dem 10. Platz der Zielländer für M&A weltweit, Indien belegt den sechsten Platz und liegt damit fast gleichauf mit Russland hinter Deutschland, den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich. Begehrteste Sektoren sind in der Gesamtschau nach Transaktionswert Unternehmen aus der Automobilindustrie, gefolgt von Energieversorgungs- und Pharmaunternehmen.

Die aktivsten Sektoren und Unternehmen

Weltweit die höchsten M&A-Transaktionswerte deutscher Konzerne gab es in den vergangenen Jahren zusammengenommen in den Bereichen in den Bereichen Automobilindustrie, Energieversorgung und Pharma. Am aktivsten waren weltweit aus dem DAX die Deutsche Bank, Siemens und die Allianz. Im MDAX rangiert Axel Springer vor Unternehmen wie TUI oder Airbus/EADS.

Ausblick

Vor allem in Amerika und Asien gibt es wieder vermehrt Mega-Deals. Insgesamt zunehmende Transaktionsaktivität wird allerdings weiter vor allem die Wachstumsstaaten betreffen. Hier gibt es für strategische und Finanzinvestoren wegen der US-Dollar und Euro-Aufwertung weiter attraktive Ziele für Akquisitionen. Nachhaltiger wirken dort jedoch die Faktoren Wohlstand und Bevölkerungswachstum. Auch wenn die Schuldenkrise in einigen Schwellenländern gegenwärtig negativ auf die dortigen Absatzmärkte wirkt, überwiegt das Marktpotenzial deutlich als Wachstumstreiber. Zudem verbessern viele Wachstumsstaaten durch Modernisierung der Verwaltung und Korruptionsbekämpfung auch die juristischen Standortfaktoren.

Tabelle 1: Top 20 Zielländer für M&A-Investitionen der aktuellen DAX- und MDAX-Unternehmen 2004 – 2013 (nach Anzahl der Transaktionen)

 

Zielland

Anzahl der Transaktionen

Wert (Mio. USD)

Deutschland

748

133.800,5

USA

344

102.144,0

Großbritannien

192

59.396,4

Frankreich

111

18.925,5

Russland

111

13.420,2

Indien

99

4.490,8

Italien

93

25.901,5

Schweiz

74

22.154,6

Spanien

73

7.738,2

China

67

3.657,9

Niederlande

66

19.396,7

Australien

54

1.127,8

Polen

51

6.890,5

Schweden

47

13.949,0

Österreich

44

9.090,3

Japan

41

4.504,0

Ungarn

37

1.572,4

Türkei

37

5.113,7

Brasilien

37

4.204,0

Dänemark

33

682,9

Tabelle 2: Top 10 Wachstumsländer für M&A-Investitionen der aktuellen DAX- und MDAX-Unternehmen 2004 – 2013 (nach Anzahl der Transaktionen)

 

Zielland

Anzahl der Transaktionen

Wert (Mio. USD)

Russland

111

13.420,2

Indien

99

4.490,8

China

67

3.657,9

Polen

51

6.890,5

Türkei

37

5.113,7

Brasilien

37

4.204,0

Süd-Korea

27

359,4

Mexiko

10

926,4

Süd-Afrika

10

109,7

Malaysia

9

597,7

Tabelle 3: Gesamtvolumen und – wert der M&A-Investitionen der aktuellen DAX- und MDAX-Unternehmen 2004 – 2013

 

DAX-M&A 2004 – 2013

Transaktionen

Wert (Mio. USD)

MDAX-M&A 2004 – 2013

Transaktionen

Wert

Gesamt

Transaktionen

Wert

1.912

443.139,3

883

50.258,5

2.795

493.397,8

Tabelle 4: Top 10 Sektoren für M&A der der aktuellen DAX- und MDAX-Unternehmen 2004 – 2013 (nach Transaktionswert)

 

Sektor

Wert (Mio. USD)

Anzahl der Transaktionen

Automotive

60.921,3

116

Energieversorgung

48.822,3

101

Pharma

42.342,2

75

Chemie

41.232,2

164

Versicherungen

30.883,3

101

Banken

27.349,9

53

Healthcare (Equipment & Supplies)

19.728,6

53

Internet Software & Services

18.889,4

72

Bau (Materials)

18.706,0

46

Mobile Kommunikation

16.994,3

22

 

 

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