Freshfields-Studie: Private Equity-Branche muss Milliardenvolumen refinanzieren

16.03.2011

Weltweiter Refinanzierungsbedarf bis 2016 bei 814 Milliarden US-Dollar

Neue Strukturen und positive Prognose für fremdfinanzierte Transaktionen

Auf die Private Equity-Branche rollt eine gewaltige Refinanzierungswelle zu. In den kommenden sechs Jahren werden Kredite für fremdfinanzierte Übernahmen (Leveraged Buyouts - LBOs) mit einem Gesamtvolumen von über US$ 814 Mrd. fällig. Allein in diesem Jahr stehen weltweit Kredite in Höhe von über US$ 80 Mrd. zur Refinanzierung an. Der Höhepunkt des Refinanzierungsbedarfs wird voraussichtlich 2014 mit US$ 200 Mrd. erreicht. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der internationalen Anwaltssozietät Freshfields Bruckhaus Deringer*.

Diese Entwicklung betrifft dabei nahezu ausschließlich Europa und die USA. Auf europäische Private Equity-Portfoliogesellschaften entfallen mehr als die Hälfte der bis 2016 fällig werdenden LBO-Forderungen (ca. US$ 424 Mrd.); in den USA werden im gleichen Zeitraum etwa 43 Prozent der weltweiten Kredite für LBOs fällig (ca. US$ 352 Mrd.).

In Europa werden 2015 mit US$ 110 Mrd. knapp fünfmal so viele Kredite fällig werden wie noch im Jahr 2010 (US$ 26 Mrd.). Dabei sind Private-Equity-Gesellschaften in Großbritannien mit einem Refinanzierungsbedarf von US$ 120 Mrd. bis 2016 bzw. US$ 14 Mrd. in diesem Jahr deutlich größerem Druck ausgesetzt als in den übrigen europäischen Ländern. Deutschland rangiert mit einem Refinanzierungsbedarf bei Portfoliogesellschaften im Umfang von etwa US$ 73 Mrd. bis 2016 / US$ 5 Mrd. im Jahr 2011 auf dem zweiten Platz in Europa. Die Branchen mit dem höchsten Refinanzierungsbedarf sind die Telekommunikation (US$ 99 Mrd. bis 2015), das Gesundheitswesen (US$ 78 Mrd.), Beratungshäuser (US$ 60 Mrd.) und der Einzelhandel (US$ 58 Mrd.).

Yorck Jetter, Finanzierungsexperte bei Freshfields Bruckhaus Deringer: "Die Prognosen für die Bewältigung der Refinanzierungswelle sind gut, nachdem bei der Finanzkrise das Schlimmste überstanden scheint. Private Equity-Häuser finden jedoch eine völlig neue Finanzierungssituation vor. Patentlösungen gibt es bei den anstehenden Refinanzierungen nicht. Banken agieren nach wie vor zurückhaltend. Mit Hochzinsanleihen und der Verlängerung von Kreditlinien zu veränderten Konditionen stehen aber alternative Finanzierungsstrategien zur Verfügung. Dabei können etwa Kreditgeber bessere Konditionen erhalten, wenn die Darlehenslaufzeiten verlängert werden. Denkbar sind auch Strukturen, bei denen Anteilseigner mehr Kapital einbringen, wodurch der Fremdkapitalanteil reduziert wird".

Trotz der bevorstehenden Refinanzierungswelle beobachtet Freshfields eine deutliche Belebung des Markts für Leveraged Buyouts**. 2010 nahm die Transaktionsintensität weltweit um mehr als das Dreifache (auf US$ 131,8 Mrd.) gegenüber dem Vorjahr (US$ 43,3 Mrd.) zu. Die Anzahl der LBO-Deals stieg um mehr als 72 Prozent auf 923 Transaktionen. Den größten Anstieg gegenüber dem Vorjahr verzeichneten LBOs dabei in Nord-, Mittel- und Südamerika mit 324 Prozent (auf fast US$ 79 Mrd.). Im Vergleich dazu nahmen LBOs in Europa im Jahr 2010 um 135 Prozent (auf US$ 46,2 Mrd.) zu. Fast die Hälfte (US$ 21,3 Mrd.) des gesamten LBO-Investitionsvolumens lag dabei in Großbritannien. Gefragt bei den Investoren waren in Europa vor allem Industrieunternehmen (US$ 12,6 Mrd.), Finanzinstitute (US$ 6,1 Mrd.) sowie Einzelhandelsunternehmen (US$ 5,1 Mrd.) und Technologiefirmen (US$ 4,7 Mrd.).

Dr. Ludwig Leyendecker, Leiter der weltweiten Fachgruppe Private Equity bei Freshfields Bruckhaus Deringer: "Die Pipeline für LBOs füllt sich. Das wirtschaftliche Umfeld und die Bedingungen für die Kreditvergabe werden besser, außerdem fangen Private-Equity-Häuser an, mit ihren Dry-Powder-Reserven zu arbeiten. Dies sind eingeworbene Mittel, die noch nicht investiert sind. Ihr Volumen wird weltweit auf US$ 1 Billion geschätzt."

Trotzdem ist es vielfach noch schwierig, Deals auf den Weg zu bringen. "Im Markt erweisen sich Einzelhandel und Technologie als beliebte Anlageziele, im Immobiliensektor kehren die Aktivitäten allmählich zurück. Dazu kommen diejenigen Bereiche, die vom vorübergehenden Rückgang der Deal-Aktivitäten ohnehin weniger betroffen waren", so Ludwig Leyendecker. "Infrastruktur und Netze, aber auch Pharma und Medizintechnik zählen dazu."

Schließlich finden Hochzinsanleihen zur Finanzierung auch von neuen LBOs eine breitere Akzeptanz. Dagegen werden die neuen Basel-III-Regeln zur Kapitalausstattung von Banken die Kreditvergabe voraussichtlich jedoch dämpfen.

Anlage: Übersichten Anzahl und Volumen der LBO-Fälligkeiten 2011 bis 2016 sowie Anzahl und Volumen neuer LBO-Deals 2009 und 2010, jeweils nach Region

* auf Grundlage von Daten von: Dealogic

** auf Grundlage von Daten von: Thomson Financial

Für weitere Informationen wenden Sie bitte an Jan Beßling, Communications

E jan.bessling@freshfields.com; T +49 69 27 30 85 53.

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