Galvanoform setzt Sanierungsmaßnahmen um
Die Galvanoform Gesellschaft für Galvanoplastik mbH beantragte im Dezember 2019 ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. In den vergangen zwei Monaten seit Antragstellung hat die Eigenverwaltung unter Leitung des erfahrenen Sanierers und Insolvenzverwalters Jochen Sedlitz ein Sanierungskonzept erarbeitet.
Galvanoform hatte in den zurückliegenden Jahren aufgrund wachsender Umsätze erheblich an Personal aufgebaut. Das aktuelle Marktumfeld führte jedoch in 2018 und insbesondere in 2019 entgegen der ursprünglichen Planungen zu einem erheblichen Umsatzrückgang. Im gleichen Zuge konnten die Kosten nicht an die reduzierten Umsätze angepasst werden.
Aus diesem Grund wurde im Rahmen des Sanierungskonzeptes der Abbau von rund 40 Arbeitsplätzen als notwendige und unausweichliche Maßnahme identifiziert und bereits mit der Umsetzung begonnen. „Wir haben in den letzten Wochen eingehende Gespräche mit der Belegschaftsvertretung über den dringend notwendigen Personalabbau geführt. Dabei wurde für die Mitarbeiter, die nicht weiterbeschäftigt werden können, eine Transfergesellschaft installiert, in welche die Mitarbeiter für bis zu 8 Monate wechseln und bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz unterstützt und gefördert werden. Alternativ hätte die sofortige Arbeitslosigkeit gedroht. Galvanoform ist es gelungen, ein Paket zu schnüren, das für die betroffenen Mitarbeiter die sozialverträglichste Lösung bietet“, so der Sanierer.
Sowohl Geschäftsführer Jürgen Obergföll als auch Sedlitz bedauern den Schritt des Personalabbaus sehr, da Galvanoform viele langjährig verdiente und treue Mitarbeiter habe. Auf der anderen Seite sehen beide den Erhalt von knapp 140 Arbeitsplätzen nur dann als möglich an, wenn der alternativlose Schnitt jetzt vollzogen wird.
Neben dem notwendigen Abbau von Arbeitsplätzen werden aber auch weitere Sanierungsmaßnahmen vorgenommen, wozu die Reduktion von Kosten und der Trennung von nicht notwendigem Anlagevermögen gehört. Das auf dieser Basis entworfene Fortführungskonzept wird zum 1. März 2020 umgesetzt. Obergföll erläutert: „Wir brauchen im Sinne der Kunden, der Beruhigung des Marktumfeldes und vor allem unserer Mitarbeiter so schnell wie möglich wieder Ruhe und die Fokussierung auf unserer Arbeit. Denn die können wir.“
Man ist sich bei Galvanoform aufgrund der geführten Gespräche der letzten Monate sicher, dass die Kunden und das Umfeld in der Automobilindustrie die Fortführung des Betriebes unterstützen werden, nachdem das vorhandene Know-how weltweit rar gesät ist. Sedlitz erwartet eine Lösung bis Ende März. Dabei kommt sowohl die Einbringung eines sogenannten Insolvenzplanes, der quasi einen Vergleich mit den Gläubigern darstellt als auch der Verkauf an einen Investor in Betracht. „Momentan laufen alle Aktivitäten auf Hochtouren und wir agieren im Sinne des Unternehmens und der Gläubiger in jede Richtung. Wichtig ist, dass wir jetzt die Sanierungsmaßnahmen umsetzen, denn nur dann wird der bisherige Gesellschafter oder ein neuer Investor frisches Geld in das Unternehmen investieren“.
Berater Galvanoform Gesellschaft für Galvanoplastik mbH:
Menold Bezler (Stuttgart): Dr. Frank Schäffler (Partner), Ulrich Lägler (beide Insolvenzrecht), Kathrin Seiz (Arbeitsrecht), Felix Rebel, Jost Rudersdorf (beide Distressed M&A), Andreas Beuttler (Wirtschaftsprüfung)
Generalbevollmächtigter in der Eigenverwaltung: Jochen Sedlitz, Menold Bezler