Globale Versorgungsketten unter enormem Druck - COVID-19 schafft 'Fertigungswüsten'

14.04.2020

Mindestens zwölf Monate, bis Produktion wieder Niveau von 2019 erreicht

Global, 09. April 2020 - Einer neuen Studie von Baker McKenzie und Oxford Economics - Beyond COVID 19: Supply Chain Resilience Holds Key to Recovery - zufolge ruft die Pandemie eine beispiellose globale Krise in den Lieferketten hervor. Diese resultiert aus einem Mangel an Mapping und Flexibilität in den verschiedenen Ebenen der globalen Lieferketten sowie aus einer mangelnden Diversifizierung der Beschaffungsstrategien.

Positiv ist laut Bericht, dass die am stärksten betroffenen Branchen des verarbeitenden Gewerbes weltweit auch die ersten sein werden, die sich bis zum ersten Halbjahr 2021 wieder erholen werden. Das ist darauf zurückzuführen, dass es einen starken Nachholbedarf geben wird, wenn sich die Stimmung erholen und die Produktion ansteigen werden.

Die aktuelle globale Lieferkettenkrise ist in erster Linie auf die Pandemie zurück zu führen, die vorübergehende "Produktionswüsten" schafft. Der Output einer Stadt, einer Region oder eines ganzen Landes versiegt wegen der Bedingungen des "Lockdown", die die Gebiete zu einer No-Go-Zone werden lassen. Aus ihr kann man keinerlei lebenswichtige Güter wie Lebensmittel und Arzneimittel beziehen.

Die Studie betont, dass die unmittelbaren Auswirkungen ausfallender globaler Lieferketten bereits spürbar sind - von der Schließung von Autofabriken in Korea wegen fehlender Teile aus China bis hin zu Smartphone-Herstellern, denen gefährlich wenig Komponenten zur Verfügung stehen. Infolgedessen ist davon auszugehen, dass der Welthandel im ersten Quartal 2020 um mehr als 4 Prozent zurückgegangen ist und im zweiten Quartal sogar noch weiter sinken wird.

Dr. Ulf Wauschkuhn, Leiter der EMEA International Commercial & Trade Praxisgruppe von Baker McKenzie, erklärt, dass sich dies schwerwiegend auf globale Lieferketten auswirkt: "Es ist klar, dass ein längerfristiger Shutdown von Teilen der Weltwirtschaft Auswirkungen auf die Lieferketten hat, da die vorhandenen Bestände erschöpft sind. Unternehmen müssen sich darauf konzentrieren, Störungen in der Lieferkette zu minimieren und sich schnell an eine sich verändernde Landschaft anpassen."

Auswirkungen auf weltweite Produktion

Es gibt eine Reihe von Szenarien für die Weltwirtschaft in den nächsten zwei Jahren. Doch die Basisprognose von Oxford Economics geht davon aus, dass die globale Produktion in den ersten sechs Monaten 2020 im Vergleich zu 2019 um 5 Prozent zurückgeht, im zweiten Halbjahr 2020 einen Großteil dieses Rückgangs wieder aufholt und schließlich Anfang 2021 den Stand von 2019 übertreffen wird.

Wie die folgende Tabelle zeigt, variieren Geschwindigkeit und Ausmaß des Rückgangs und der anschließenden Erholung je nach Teilbranche des verarbeitenden Gewerbes. Die Automobilbranche wird im ersten Halbjahr 2020 mit 13 Prozent weltweit den größten Produktionsrückgang verzeichnen, gefolgt von Textilien (8 Prozent) und Elektronik (7 Prozent). Die Prognose zeigt jedoch auch, dass der Automobil- und Fahrzeugbausektor zusammen mit Textilien sich wahrscheinlich am schnellsten erholen werden.

Alle vier für diesen Bericht analysierten Schlüsselsektoren des verarbeitenden Gewerbes werden sich voraussichtlich in der zweiten Hälfte 2020 erholen. Es ist zu erwarten, dass sich die Automobilbranche mit einer Steigerung der Produktion um 10 Prozent und die Textilbranche mit 8 Prozent am stärksten erholen werden - (im Vergleich zu ihren Niveaus in der ersten Jahreshälfte 2020). Daraufhin werden alle Branchen bis 2021 zumindest ein gewisses Produktionswachstum auf dem Niveau von 2019 verzeichnen.

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Langfristige Transformation

Der Bericht hebt hervor, dass das Risikomanagement in der Lieferkette wegen der aktuellen Lieferkettenkrise auf der Tagesordnung vieler Unternehmen nach ganz oben geklettert ist. Das wird voraussichtlich auch noch lange so bleiben, nachdem die unmittelbare Bedrohung durch COVID-19 zurückgegangen ist.

Die Kosten für solche Risikomanagementprozesse können zwar hoch sein. Doch oft können Unternehmen sie durch Einsparungen mehr als ausgleichen. Das ist möglich, indem sie Entscheidungen über die Produktpreisgestaltung unterstützen, um die Nachfrage auf weniger betroffene Linien zu verlagern, Lagerbestände einzukaufen, Produktionsprozesse zwischen den Standorten zu verwalten und zu verlagern. Diese Aktivitäten haben eindeutig zugenommen, um die unmittelbaren Auswirkungen von COVID-19 abzuschwächen. Dazu zählt auch der enorme Rückgang der Produktion in einigen Branchen.

Längerfristig wird die Digitalisierung der Lieferketten zunehmend die Art und Weise für Unternehmen sein, um gegen Lieferkettenunterbrechungen widerstandsfähig zu bleiben. Große Datenanalysen können Unternehmen bei der Rationalisierung ihres Lieferantenauswahlprozesses helfen, während sie Cloud-Computing zunehmend einsetzen werden, um Lieferantenbeziehungen zu verwalten und zu erleichtern.

Der Weg nach vorn

Die Studie schlussfolgert: Unternehmen, müssen agil, wendig und bereit sein, betriebliche, arbeitsbezogene und nachfrage-/angebotsbezogene Einschränkungen zu bewältigen und die strategische und steuerliche Planung sowie Geschäftsmodelle nach der Corona-Pandemie neu zu überdenken. So können sie von den politischen weltweiten Impulsen profitieren. Sie müssen ihre Lieferketten strukturieren und die digitale Transformation vorantreiben. So würden widerstandsfähige Unternehmen entstehen und es gäbe ein noch stärkeres Engagement für Nachhaltigkeitsziele.

Unternehmen können durch eine solide Planung und ganzheitlichere Risikomanagementszenarien dazu beitragen, die neue Normalität mitzugestalten.

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