Grenzüberschreitende Unternehmensrettungen bleiben europäische Herausforderung – Dritter European Restructuring Day der Kanzlei Noerr

08.06.2011

Frankfurt, 7. Juni 2011.

Die Rettung von Unternehmen aus Krise und Insolenz wird in der Europäischen Union durch stark voneinander abweichende rechtliche Rahmenbedingungen unnötig erschwert. Dieses Fazit zogen die rund 150 europäischen Sanierungsexperten des Noerr „European Restructuring Day“, der zum dritten Mal in Frankfurt/Main stattfand.

„Die Herausforderungen bei grenzüberschreitenden Sanierungen sind in der Krise deutlich sichtbar geworden“, sagte der Noerr-Partner Prof. Dr. Christian Pleister, Leiter der Veranstaltung. „In den einzelnen EU-Staaten gibt es weiterhin stark unterschiedliche Sanierungsinstrumente und Regelungen, was die Rettung internationaler Unternehmensgruppen mit vielen Tausenden Arbeitsplätzen erschwert. Hier müssen auf EU-Ebene weitere Harmonisierungsbemühungen einsetzen.“

Ein typisches Beispiel ist die Rettung und Restrukturierung des schwedischen Automobilzulieferers Plastal, der 2009 Insolvenz beantragte und über Werke in ganz Europa verfügt. Im Rahmen eines Diskussionspanels berichtete Plastal-Insolvenzverwalter Per Settergren über die praktischen Schwierigkeiten bei der Unternehmenssanierung auf europäischer Ebene.

Die Refinanzierung von Unternehmen und die Reform des deutschen Insolvenzrechts (ESUG) waren weitere Themen des European Restructuring Day. Christian Pleister hob den anstehenden „Refinanzierungsberg“ hervor, der auf europäische und deutsche Unternehmen zukommt. So laufen beispielsweise bis Ende 2014 alleine in Deutschland Mezzanine-Programme im Umfang von 4,5 Milliarden Euro aus. Experten erwarten bei bis zu 25 Prozent der so finanzierten Unternehmen Probleme mit der Anschlussfinanzierung. Gleich zwei Diskussionsrunden unter Leitung der Noerr-Partner Dr. Thomas Hoffmann und Dr. Stephan Kolmann beschäftigten sich mit Fragen der Refinanzierung: Beteiligte Bankexperten und Finanzinvestoren diskutierten den Einsatz von Debt-Equity-Swaps wie zuletzt bei Pfleiderer und Conergy sowie die Besonderheiten der Restrukturierung in der Automobilindustrie.

Auf großes Interesse stieß der Vortrag von Alexander Bornemann, Referent im Bundesjustizministerium, der zur Reform des deutschen Insolvenzrechts berichtete. Der geplante Vorrang insolvenz- vor gesellschaftsrechtlichen Bestimmungen im Insolvenzplan einschließlich eingeschränkter Gesellschafter- und verbesserter Schuldnerrechte soll die Restrukturierung notleidender Unternehmen erleichtern. In der sich daran anschließenden Diskussionsrunde unter Leitung von Dr. Christoph Schotte (Noerr München) wurden die unterschiedlichen Interessenlagen bezüglich der Reform deutlich. Die Diskussionsteilnehmer – Insolvenzverwalter Dr. Michael Jaffé, Gewerkschaftsvertreter Andrej Wroblewski (IG Metall) und Investor Hermann T. Dambach (Oaktree) – übten Kritik zu Detailfragen, waren sich aber trotz teils gegensätzlicher Interessenlagen einig, dass der Gesetzgeber mit der Reform auf dem richtigen Weg ist.

Eine Insider-Analyse zu den Restrukturierungstrends 2011/12 lieferte Andrew Wilkinson, Managing Director bei Goldman Sachs in London. Das sanierungsfreundliche österreichische Restrukturierungsrecht war Thema des Vortrags von Dr. Paul Luiki, Partner bei Fellner Wratzfeld in Wien. Und den Ablauf großer Restrukturierungen beschrieben erfahrene Praktiker aus Spanien und England: Francisco A. Peña González (Gómez-Acebo & Pombo, Madrid) und Àngel Martín Torres (KPMG, Madrid) berichteten über die 7,5-Milliarden Euro-Insolvenz des börsennotierten spanischen Immobilienriesen Martinsa-Fadesa Group, dem bislang größten spanischen Insolvenzfall. Ann Cairns von Alvarez & amp; Marsal in London gab Einblick in die Abwicklung der Insolvenz von Lehman Brothers, die sie federführend begleitete.

Begonnnen hatte die Veranstaltung bereits am Vorabend mit einem Vortrag von Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele zur aktuellen Staatsschuldenkrise in Europa.

In seiner dritten Auflage hat sich Noerrs European Restructuring Day als Branchengipfel für Restrukturierungsexperten und Investoren aus ganz Europa etabliert.

Matthias Schulte
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