Hack Hoefer: Investoren übernehmen jetzt drei Coronet-Betriebe
Hack Hoefer
Zukunft der Standorte in Wald-Michelbach und Todtnau gesichert
Im Coronet-Stammwerk bleiben 160 Stellen erhalten, bei Pedex werden alle rund 130 Mitarbeiter übernommen
Sanierung und neue Investitionen bei Zahnbürstenhersteller Interbros
Mannheim/Wald-Michelbach, 30. September 2005. Drei Betriebe der insolventen Coronet-Gruppe starten jetzt unter neuer Regie in die Zukunft. Wir haben für das Coronet-Stammwerk in Wald-Michelbach, die Pedex in Affolterbach und die Interbros in Todtnau Investorenlösungen gefunden, mit denen die Standorte gesichert und der größte Teil der Arbeitsplätze erhalten werden konnten, so Insolvenzverwalter Tobias Hoefer von der Mannheimer Kanzlei Hack Hoefer. Entsprechende Verträge seien jetzt unterzeichnet und von den Gläubigern bereits akzeptiert worden. Aus unserer Sicht sind die gefundenen Fortführungslösungen im Interesse des Erhalts der Arbeitsplätze wie im Interesse der Gläubiger das Optimum dessen, was unter den gegebenen wirtschaftlichen Umständen zu erzielen war, sagte Hoefer.
Langfristige Perspektive für Pedex
Die für Gläubiger wie für Mitarbeiter wirtschaftlich beste Lösung konnte die Insolvenzverwaltung für den Filament-Hersteller Pedex erzielen. Hoefer: Für den Betrieb in Affolterbach lagen mehrere interessante Angebote vor. Letztlich erhielt der Chemie-Weltkonzern DuPont den Zuschlag, weil er neben dem wirtschaftlich besten Angebot auch eine langfristige Perspektive für den Standort und den Erhalt der Arbeitsplätze dort bot.
So werden alle rund 130 Arbeitnehmer zum 1. November vom neuen Eigentümer übernommen. Darüber hinaus plant DuPont Investitionen in den Standort. Pedex produzierte dort bislang Spezialchemiefasern (Filamente) für Bürsten jeder Art, insbesondere Zahnbürsten, und ist auf diesem Gebiet eines der führenden Unternehmen für Industrie und Handel in Deutschland.
Modell-Lösung für Interbros
Eine Modell-Lösung auch aus Sicht der Arbeitnehmervertreter wurde für den Betrieb der Interbros mit ihren rund 260 Mitarbeitern in Todtnau gefunden. Bei dem Hersteller von innovativen Zahnpflegeartikeln und Zahnbürsten steigt zum 1. Oktober die Wilden AG ein, einer der europäischen Marktführer für medizinische Kunststoffsysteme mit einem Umsatz von rund 180 Mio. Euro und über 1.300 Mitarbeitern. Auch hier gibt es derzeit keine Entlassungen, allerdings ist auf Basis der aktuellen wirtschaftlichen Zahlen mittelfristig ein Abbau von 40 Stellen im Bereich der Zahnbürstenproduktion unvermeidlich. Wir konnten in intensiven Verhandlungen mit dem Erwerber zusammen mit der IG Metall hierfür jedoch eine außergewöhnlich gute Lösung finden, so der Insolvenzverwalter.
So werden die 40 Stellen erst zum 31. Juli 2006 abgebaut, die davon betroffenen Mitarbeiter werden darüber hinaus für ein halbes Jahr in einer Beschäftigungsgesellschaft angestellt und erhalten weiterhin 90 Prozent ihrer Bezüge. Die dafür erforderlichen Mittel sind Teil des Kaufpreises.
Auch die Wilden AG hat angekündigt, in den Standort Schönau zu investieren und die Produktion zu modernisieren. Nicht von Wilden übernommen wird der Bereich Haarbürstenproduktion. Dieser Zweig mit rund aktuell 23 Mitarbeitern wird vom Insolvenzverwalter weiter geführt. Hoefer: Hier geht die Investorensuche weiter.
Aus Coronet Werken wird CORONET International
Als außerordentlicher Erfolg wertete Hoefer den Erhalt des Coronet-Stammsitzes in Wald-Michelbach mit 160 von bisher rund 250 Arbeitsplätzen. Die Coronet Werke waren unser Sorgenkind, da hier die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine Fortführung am schlechtesten waren. Wir haben zusammen mit dem Investor jedoch eine tragfähige neue Struktur für den Betrieb erarbeitet, mit der Coronet wieder auf gesunde Beine gestellt wird, so der Insolvenzverwalter.
Der Investor, die mittelständische Unternehmensgruppe NHC (Nölle Holding & Consulting), sowie deren Kooperationspartner übernehmen dazu über einen Asset Deal mit Wirkung zum 1. Oktober die wesentlichen Vermögensgegenstände der Coronet Werke und bringt sie insbesondere in die neu gegründete CORONET International GmbH ein. In der neuen Gesellschaft werden Versand, Vertrieb, Logistik, Verwaltung und Teile der Produktion nahtlos weiter geführt.
Die Akquisition bedeutet für die NHC-Gruppe den Markteinstieg in den Bereich des Lebensmittelhandels, wo Coronet als Markenartikelhersteller für Besen und Bürsten eine führende Position in Deutschland einnimmt. Bislang beliefern die Firmen der NHCGruppe vor allem Baumärkte sowie den Fachgroß- und einzelhandel mit Haushaltswaren sowie Malerbedarfsartikeln. NHC beschäftigt europaweit rund 1.000 Mitarbeiter.
Fortführungslösungen auch für weitere Coronet-Betriebe in Sicht
Die von einem Stellenabbau betroffenen 92 Coronet-Mitarbeiter erhalten die Möglichkeit, für sechs Monate in eine Transfergesellschaft zu wechseln. Betreiber ist die Firma MYPEGASUS, der bundesweit führende Anbieter auf diesem Gebiet. In der Transfergesellschaft erhalten die Mitarbeiter die Möglichkeit zur weiteren beruflichen Qualifizierung und Vermittlungsunterstützung. Dazu wurde vom Insolvenzverwalter mit dem Investor ein finanzieller Ausgleich für die Mitarbeiter ausgehandelt, auch die Bundesagentur für Arbeit hatte großen Anteil am Zustandekommen dieser Lösung. Durch den Interessenausgleich mit Sozialplan haben Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften den Weg frei gemacht für die lnvestorenlösung und die Zukunft des Coronet-Stammwerks, so Hoefer.
Eine positive Perspektive sehen Tobias Hoefer und sein Kollege Marc Schmidt-Thieme auch für die übrigen Coronet-Gesellschaften. Sowohl für die Coronet Schwarza mit Sitz im thüringischen Rudolstadt wie für die Coronet Metallwarenfabrik in Affolterbach zeichneten sich Fortführungslösungen ab. Es liegen uns hierfür bereits Angebote vor. Wir sind zuversichtlich, auch hier die Verhandlungen in den nächsten Wochen erfolgreich abschließen zu können.
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