Helge Petersen & Collegen: Stürmische Zeiten brechen an – Neue Ergebnisse der geheimen HSH Studie

21.05.2013

Kiel, Mai 2013. Zehntausenden von Kunden deutscher Großbanken wie unter anderem Commerz- und Postbank wurde in den vergangenen Monaten schmerzlich bewusst, dass sie Opfer von Falschberatung und Provisionsgier verantwortungsloser Berater wurden. Dabei ging es vor allem um Schiffsbeteiligungen. Nun geraten Sparkassen in den Sog untergehender Schiffsfonds – der Schadensumfang dürfte sich auf circa 30 Milliarden Euro belaufen. Ohne Aussicht auf Rückzahlung oder gar einen Gewinn versinkt ihr Geld oft in unterschiedlichen Beteiligungen. „Über Jahre finanzierte die HSH-Nordbank Schiffs- und Immobilienbeteiligungen, weshalb dieser Bereich auch als Standbein des norddeutschen Geldinstituts gilt“, hält Helge Petersen, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht aus Kiel, fest. „Als Anteilseigner der HSH Nordbank schlüpften zum Beispiel die Sparkassen in die Rolle, das nötige Eigenkapital über ihre Kunden zur Verfügung zu stellen.“ Beim Nachweis der Falschberatung stünden Rückforderungsansprüche in Höhe von bis zu 30 Milliarden im Raum. „Unbestritten ein Horrorszenario, welches erhebliches Potenzial für negative Auswirkungen auf den gesamten Bankensektor birgt“, beschreibt Helge Petersen die aktuelle Situation. Er geht davon aus, dass fast alle Kunden wegen der technisch mangelhaften Produkte, bei denen nur die Initiatoren, Kreditgeber und Verkäufer abgesichert waren, mit Hilfe von Profianwälten zumindest Teile ihrer Anlagegelder zurück erhalten. Die HSH Bank gibt in einer geheimen Studie, die der Kanzlei vorliegt, im Grunde zu, dass der Großteil der finanzierten Schiffe keine Aussicht auf Erholung haben. So sind sie nicht in der Lage, den Kapitaldienst aus den ins bodenlose fallenden Charterraten zu tragen. Das führt erfahrungsgemäß fast automatisch zur Kündigung des Darlehens und den Totalausfall für den Anleger. Weiter gibt sie im Geheimen zu, dass der größte Teil der finanzierten Schiffe weniger als 5 Jahre alt ist, also mitten in die Krise hinein, am Markt vorbei, gegen den Kunden verkauft worden war.

Mit Sanierungen werden weitere Kundengelder versenkt

Aus Sicht Helge Petersens machen in den meisten Fällen Sanierungen keinen Sinn. Sie sorgen nur dafür, dass die Bank ihr Geld erhält, die Beteiligten auf Kosten der Geschädigten weiter Geld verdienen und sich vor allem das Anlegerschädigersystem erhält. Die Kapitalerhöhungen stellen einzig sicher, dass die Schädiger weiter ihr Geld erhalten und der Geschädigte darf sogar noch draufzahlen, obwohl er sein Geld schon verloren hat.

Schema F – Sparkassen handelten wie die Konkurrenz

Wie bei den Großbanken sind vermutlich auch bei den Sparkassen die meist älteren Kleinanleger die „willkommenen“ Opfer schlechter Beratung. Ohne eigene Anlagekenntnisse mit sicherheitsorientierter Ausrichtung und in der Hoffnung auf eine kleine Rendite werden ihnen anscheinend zumindest grob fahrlässig Anlagen empfohlen, die hoch risikoreich sind und im Ergebnis ihr Kapital verschlingen. Bestes Beispiel: Schiffsfonds, aus denen die Anleger, oft Rentner im hohen Alter ab 75, meist erst nach Jahrzehnten wieder aussteigen können und die bereits bei Zeichnung dem Untergang geweiht waren. „Unsere Kanzlei vertritt Hunderte von Mandanten solcher Beratungsfälle, bei denen der Verdacht begründet ist, dass die Berater und Beraterinnen ganz offenbar methodisch und systematisch vorgegangen sind“, gibt Petersen Einblicke in seinen Arbeitsalltag. „Dabei gelingt es uns verstärkt, in Prozessen diese anfechtbare Vertriebspolitik nach zu weisen. „Trotz dieser Entwicklung sträubt sich die Förde Sparkasse grundsätzlich gegen den Vorwurf der Falschberatung, obgleich diesbezügliche Zweifel mehr als deutlich zutage treten. Ohne in die nähere Prüfung des Einzelfalls einzusteigen, wird vom zuständigen Ombudsmann der Sparkasse jeglicher Entschädigungsanspruch bereits dem Grunde nach abgelehnt. „Es liegt die Vermutung nahe, so Helge Petersen, dass hinter diesem Verhalten die Angst steht, einen Präzedenzfall zu schaffen, der sich dann quer durch die gesamte Republik erstreckt und die Handlungen sämtlicher Berater des Sparkassen-Verbandes hinterfragt“. Petersen schätzt, dass die überwiegenden Anfragen von Kunden bei Sparkassen und Ombudsmann aus Prinzip abgewehrt werden. Die Kunden denken, dass sie eine neutrale Stelle anlaufen, dabei treten sie in die Abwehrfalle eines der größten Skandale in der Geschichte der Sparkassen.

Eine Beschwerde wurde mit der Androhung von strafrechtlichen Konsequenzen und Kammerverfahren plump vom Sparkassenverband abgewehrt. „Klar, dass das nur Ansporn sein kann, das System Sparkassenverband zu hinterfragen“, so Petersen.

Niedergang der Fonds und keine Hoffnung auf Erholung

In der Schifffahrtsbranche leiden Reeder unter der schlechten weltwirtschaftlichen Lage, in deren Folge Charterraten kontinuierlich sinken. Emissionshäusern, allen voran HCI, MPC oder auch Atlantic, droht der finanzielle Kollaps. Nach vorsichtigen Schätzungen stehen aktuell weitere rund 1.000 Fonds/Beteiligungen vor der Pleite. „Kleinanleger sitzen dabei im wahrsten Sinne des Wortes mit im Boot“, umschreibt Petersen die prekäre Lage. Im Falle der Sparkassen kommt nach uns vorliegenden Unterlagen hinzu, dass etwa bei einem nun fraglichen Verkauf der HSH Nordbank-Anteile an einen Hedgefonds das Eigenkapital der Kleinanleger mit großer Wahrscheinlichkeit vernichtet wird. Die Anleger sollten sich jetzt umgehend Rat holen.“ Denn Verjährungen können die Ansprüche zu Nichte machen. „Deswegen wird sich der Sparkassensektor aktuell so ruhig verhalten, nur um keine schlafenden Hunde zu wecken“, so Petersen.

Strafanzeigen, Klagewellen

Aus dem geballten Insiderwissen werden momentan Strafanzeigen gegen Personen bei der HSH Nordbank und den Sparkassen vorbereitet. Weiter wird eine Klagwelle vorbereitet, um das Wissen der Einzelfälle zu ballen. Es wird um den Vorwurf gehen, dass schon beim Verkauf vorsätzlich bekannt war, dass diese Anlagen nicht gut verlaufen können und das System Sparkassen und HSH auf Kosten der Kunden mit Geld gefüllt wurde. Zum Glück wollen sich auch Kunden öffentlich zeigen und ihre Geschichte erzählen.

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