Höltershinken & Kollegen: Automobilzulieferer ICT gerettet

09.08.2013

• Koreanische Unternehmensgruppe Dongkook Ind. Co. unterzeichnet Kaufvertrag

• Erfolgreiche Sanierung durch klassisches Insolvenzverfahren

• Erhaltung aller Arbeitsplätze

Minden / Wächtersbach / Lennestadt, 8. August 2013 – Die Zukunft des Automobilzulieferers Innovative Components Technologies (ICT) GmbH ist gesichert. Rechtsanwalt Stephan Höltershinken, gerichtlich bestellter Insolvenzverwalter des Unternehmens, informierte heute darüber, dass die koreanische Unternehmensgruppe Dongkook Ind. Co., Seoul (Korea) einen Kaufvertrag zur Übernahme des Unternehmens zum 31. August 2013 unterzeichnet habe.

Gläubigerausschuss und Gläubigerversammlung hatten zuvor in gerichtlich einberufenen Sitzungen am 29. Juli 2013 einstimmig das Konzept des Insolvenzverwalters gebilligt und dem Verkauf des Unternehmens zugestimmt. „ICT ist gerettet. Das Unternehmen hat einen neuen Eigentümer“, sagte Höltershinken anlässlich zweier Mitarbeiterversammlungen. Der neue Eigentümer, der sich während der Verhandlungen bereits dem Betriebsrat des Unternehmens vorgestellt hatte, werde sich in Kürze auch den Belegschaften vorstellen, kündigte Höltershinken an. Das Unternehmen wird künftig als KDK Automotive GmbH firmieren. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Dongkook Ind. Co. ist eine weltweit tätige Unternehmensgruppe, die in Asien bereits seit Jahren mit verschiedenen Automobilherstellern kooperiert. Den erfolgreichen Verhandlungen vorausgegangen war ein mehrstufiger M&A-Prozess zur Suche nach einem geeigneten Investor unter der Leitung von Rechtsanwalt Stephan Höltershinken. In Kooperation mit der international tätigen M&A Beratung Mummert & Company wurden in diesem Prozess insgesamt 15 potentielle Interessenten identifiziert. Zum Abschluss der Verhandlungen mit Dongkook Ind. Co., die sowohl in Deutschland als auch in Korea erfolgten, sagte Höltershinken: „Dongkook Ind. Co. war der Wunschpartner. Er kennt die Branche und kann das hohe Know-how von ICT richtig bewerten.“ Scott Park, Präsident & CEO von Dongkook Ind. Co., sagte: „Das Unternehmen ergänzt unser Portfolio sehr gut, zudem haben wir mit dem Erwerb auch unmittelbar Zugang zum europäischen Markt. Das unterstützt unsere Wachstumsziele. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Unternehmens, den Kunden und allen Geschäftspartnern.“

Erfolgreiche Sanierung durch klassisches Insolvenzverfahren

Die ICT GmbH geriet im Juli 2012 in Zahlungsschwierigkeiten. Das Unternehmen stellte daraufhin am 10. Juli 2012 einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gemäß §270a (InsO), um es in den bestehenden Strukturen fortzuführen. Damit wurde eine der erweiterten Optionen zur Sanierung von Unternehmen gewählt, die das am 1. März 2012 in Kraft getretene ESUG (Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen) bereitstellt. Rechtsanwalt Stephan Höltershinken wurde in diesem Verfahren vom Amtsgericht Siegen als vorläufiger Sachwalter bestellt. „Die Analyse zeigte klar, dass das Unternehmen über ein tragfähiges Geschäftsmodell verfügt “, sagte Höltershinken. „Problematisch waren jedoch vor allem Altlasten aus der Unternehmenshistorie; viele Aufträge beispielsweise waren schlicht nicht profitabel.“ Die Zukunft des Unternehmens hing insofern unmittelbar von den Verhandlungen mit sämtlichen Beteiligten ab. Eine Rettung bedurfte des Engagements aller Beteiligten. Nach intensiven Gesprächen mit Lieferanten, Kunden und weiteren Gläubigern kam die Geschäftsführung im Antragsverfahren zu der Erkenntnis, dass der Erhalt des Unternehmens in einem Regelinsolvenzverfahren größere Chancen haben würde. Deshalb wurde von der Geschäftsführung der Antrag auf Eigenverwaltung mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens zurückgenommen.

Am 1. Oktober 2012 wurde daraufhin das Insolvenzverfahren eröffnet und Höltershinken nach dem einstimmigen Votum des Gläubigerausschusses vom Amtsgericht Siegen zum Insolvenzverwalter bestellt. „Jede Sanierungssituation hat ihre spezifischen Rahmenbedingungen. Im Fall von ICT war es hilfreich, auf ein klassisches Verfahren zurückzugreifen, da dieses den Beteiligten bekannt war. Wir brauchten für alle Beteiligten ein Höchstmaß an Stabilität und Transparenz für eine erfolgreiche Sanierung. Der Zeitfaktor war dabei nicht unwesentlich, da von ICT neue Projekte, Werkzeuge und Serienfertigungen vorbereitet werden mussten. Die Sanierung ist schließlich gelungen, weil alle erfolgskritischen Verhandlungen binnen kürzester Zeit geführt werden konnten. Der Verkauf des Unternehmens ICT an Dongkook Ind. Co. ist insofern eher eine sanierte Übertragung als eine übertragende Sanierung“, so Höltershinken.

Erhaltung aller Arbeitsplätze

Höltershinken informierte die Belegschaften an den Standorten in Wächtersbach und Lennestadt heute auch darüber, dass die Zukunftssicherung des Unternehmens seit Antragstellung am 10. Juli ohne den Abbau von Arbeitsplätzen erfolgte. Auch der Verzicht auf Gehaltsbestandteile oder Urlaubsansprüche war kein Thema im Restrukturierungsprozess, so Höltershinken. Die ICTStandorte Tachov (Tschechien) und Borja (Spanien) sind von der Insolvenz nicht betroffen und werden ebenfalls von Dongkook Ind. Co. übernommen.

Wilfried Hilliger, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der ICT GmbH und Mitglied des Gläubigerausschusses, sagte: „Das ist ein guter Tag für das Unternehmen und ein guter Tag für Sie, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ICT. Ihnen allen gebührt aber auch Dank. Denn durch Ihr hohes Maß an Solidarität und Ihr umfassendes Engagement haben Sie wesentlich dazu beigetragen, dass dieser Erfolg möglich wurde.“ Georg Keppeler, IG Metall, Olpe, sagte am Standort Lennestadt: „Die Geduld aller Beteiligten hat sich gelohnt. Dieser Verkauf ist ein wichtiges und richtiges Signal für alle Beschäftigten.“ Ähnlich äußerte sich Michael Schönhals, IG BCE Mittelhessen, am Standort Wächtersbach: „Sanierungen werden zu oft auf dem Rücken der Belegschaft ausgetragen. Hier ist das ganz anders. Das ist mehr als erfreulich.“

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