Insoteam: Mit Palmöl auf Touren

22.05.2007

Insoteam Rechtsanwalt Udo Müller Insolvenzverwaltung

Die „Neue Maschinenbau Halberstadt GmbH“ hat den schwierigen Weg in die schwarzen Zahlen geschafft.

2001 schien das Schicksal des Maschinenbaus in Halberstadt besie-gelt. Der ehemalige „VEB Maschinenbau Halberstadt“ – zu DDR-Zeiten einer der großen Schiffsmotorenbauer des Landes – hatte Insolvenz anmelden müssen. Erst wenige Jahre zuvor hatte ein Investor aus Fernost das Ruder übernommen und noch einmal kräftig investiert. Seine Vision – der Bau von großen Anlagen für den boomenden Markt der Blockheizkraftwerke – scheiterte letztlich an den strikten Per-sonalvorgaben der Treuhand und ausbleibenden Einnahmen.

Es sah also düster aus, als Insolvenzverwalter Udo Müller aus Magde-burg seinen Job in Halberstadt antrat. „Vor allem die Personalkosten waren einfach nicht tragbar“, erläutert Müller im Rückblick. Das drohende Ende vor Augen konnte er die IG Metall jedoch überzeugen, alle 180 Mitarbeiter in eine eigens gegründete Personalservicege-sellschaft unter Leitung der Gibaf GmbH aus Magdeburg zu überführen. 70 von ihnen konnten immerhin im Betrieb gehalten werden. 2002 grün-dete Müller hierfür die „Neue Maschinenbau Halberstadt GmbH“.

Nach den ersten Schritten der „Neue Maschinenbau Halberstadt GmbH“ suchte und fand er in Kurt Schroth einen erfahrenen Geschäftsführer des Maschinen- und Anlagenbaus. Dieser konzentrierte sich zunächst auf die Kernkompetenzen des Unternehmens: Service und Instandhaltung der rund 150 noch weltweit im Einsatz befindlichen Schiffsmotoren, die aus Halberstadt stammen. Auch gelang es ihm, die Lohnfertigungs-aufträge mit den größeren Auftraggebern wie MAN und Siemens auszu-bauen.

Damit war die Zukunft der „Neue Maschinenbau Halberstadt GmbH“ aber noch nicht gesichert. Die schwerste Hypothek bildeten Grundschulden von 50 Millionen Euro für die alten Gesellschafter, die auf dem rund 110.000 Quadratmeter großen Werksgelände lasteten. In einem langwie-rigen Gerichtsverfahren gelang es Udo Müller, diese „Erblast“ zu be-seitigen.

Damit war der Weg für einen neuen Investor frei. Udo Müller fand mehrere ernsthafte Kaufinteressenten. Am Ende überzeugte eine inter-ne Lösung mit dem besseren langfristigen Konzept und dem höheren Kaufpreis: Im Rahmen eines Management buy-outs übernahmen Geschäfts-führer Kurt Schroth und Vertriebs-Chef Franz J. Komischke das Unter-nehmen. Der Vertrag konnte am 23. April 2007 unterzeichnet werden.

Bei seiner Sanierungsarbeit konnte sich Insolvenzanwalt Müller auf den Gläubigerausschuss stützen. Die Geduld hat sich ausgezahlt. Mit dem Verkauf des Unternehmens wurde ein Erlös von immerhin mehreren Millionen Euro erzielt. Nach Abzug der Kosten des Insolvenzverfah-rens werden die Gläubiger eine respektable Quote erhalten – das hat-te keiner erwartet.

Udo Müller kann damit die „Neue Maschinenbau Halberstadt GmbH“ in die Freiheit entlassen. Unter dem neuen Management hat die „Neue Ma-schinenbau Halberstadt GmbH“ längst erfolgreich diversifiziert und ein Umrüstmodul für Pflanzenöl entwickelt, mit dem sich große Die-selmotoren mit einer Leistung von 2,5 bis 10 Megawatt auf Basis von Palmöl betreiben lassen. Wirtschaftlich interessant wurde diese In-novation mit der Novellierung des Erneuerbare-Energie-Gesetz im Au-gust 2004, welches eine Förderung von pflanzenölbetriebenen BHKW-Motoren garantiert. Weil die „Neue Maschinenbau Halberstadt GmbH“ das Potenzial früh erkannt hat, zählt sie nun zu den weltweit füh-renden Anbietern auf diesem Gebiet: „Eine echte Marktnische“, betont Schroth, „so müssen wir nicht mit Massenanbietern wie MAN konkurrie-ren.“ Damit hat sich die „Neue Maschinenbau Halberstadt GmbH“ auch wirtschaftlich konsolidiert. Das Eigenkapital von 0,5 Millionen Euro ist mittlerweile komplett selbst erwirtschaftet. 2006 wurde erstmals ein ordentlicher Gewinn erzielt, mit dem das Stammkapital zusätzlich gestärkt wird.

In Zukunft möchte das Unternehmen sogar wieder komplette Motoren und Blockheizkraftwerke anbieten. Als strategischer Partner konnte die Sakr Power Systems S.A.L mit Sitz in Beirut/Libanon gewonnen werden. Das Unternehmen produziert marktführend Stromaggregate unterhalb des Leistungsbereichs der „Neue Maschinenbau Halberstadt GmbH“, die die-se benötigt, um als Systemanbieter auftreten zu können.

Mit Palmöl auf Touren – die Sanierung der „Neue Maschinenbau Halber-stadt GmbH“ ist ein wichtiges Signal für die gebeutelte Maschinen-bau-Branche in Sachsen-Anhalt. Das findet auch Landrat Henning Rühe: „Als Landkreis begrüßen wir es und freuen uns, dass das Problem Ma-schinenbau Halberstadt nun endlich einer Lösung zugeführt worden ist. Das ist auch ein Verdienst des Insolvenzverwalters Müller, der den Betrieb atypisch weitergeführt hat. Wir wünschen dem Betrieb ei-ne gute Perspektive und dass möglichst wieder Motoren in Halberstadt gebaut werden.“

Mehr Informationen:

www.mbh.de

www.inso-team.de

Udo Müller, 50, ist seit 1994 Insolvenzverwalter. Seine Büros in Hannover und Magdeburg beschäftigen 35 Mitarbeiter. Der Fachanwalt zählt zu den erfahrenen Insolvenzverwaltern im Wirtschaftsraum Han-nover-Magdeburg. Inzwischen ist seine Kanzlei sogar nach der ISO 9001:2000 zertifiziert.

Verlagsadresse

RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH & Co. KG

Aachener Straße 222

50931 Köln

Postanschrift

RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH & Co. KG

Postfach 27 01 25

50508 Köln

Kontakt

T (0221) 400 88-99

F (0221) 400 88-77

info@rws-verlag.de

© 2024 RWS Verlag Kommunikationsforum GmbH & Co. KG

Erweiterte Suche

Seminare

Rubriken

Veranstaltungsarten

Zeitraum

Bücher

Rechtsgebiete

Reihen



Zeitschriften

Aktuell