KÜBLER: Gläubigerversammlung der PIN-Holding beschließt Fortführung

26.05.2008

KÜBLER

Köln, 26. Mai 2008. Der Insolvenzverwalter der „PIN Group AG S.A.“, Bruno M. Kübler, ist weiter zuversichtlich, bald einen Investor für die rund 50 nicht insolventen Gesellschaften der PIN-Gruppe zu finden. Für den Fall, dass nicht der erwartete Kaufpreis geboten wird, hat die Gläubigerversammlung der PIN-Holding am vergangenen Freitag in Köln beschlossen, dass die PIN-Gruppe unter Führung von Kübler weiter fortgeführt wird.

Kübler betonte, dass nach wie vor mit drei nachhaltigen Interessenten verhandelt wird. „Das jetzt noch vorhandene überregionale Zustellnetz ist immer noch das größte neben dem der Deutschen Post AG“, sagte der Insolvenzverwalter. „Zusammen mit den Kooperationspartnern deckt PIN weiterhin rund 60% der deutschen Haushalte ab.“ Hierbei handelt es sich insbesondere um den Großraum Berlin, die neuen Bundesländer und die Region um Freiburg. Kübler weiter: „Die PIN-Gruppe mit ihren jetzt rund 4.000 Mitarbeitern ist ein unverändert interessantes Investitionsobjekt.“ Die Verkaufsgespräche seien nunmehr weit fortgeschritten.

So sei weiterhin eine „größere Lösung“ – also der Verkauf weiter Teile der PIN-Gruppe – möglich. Allerdings habe das Ziel nicht weiterverfolgt werden können, das gesamte bundesweite Zustellnetz der PIN-Gruppe unter Aufrechterhaltung einer weitgehenden Flächendeckung zu verkaufen. Aussichtsreichster Bieter dafür war die französische Post „La Poste“ gewesen, die sich jedoch Ende März als Bewerber zurückgezogen hatte.

Allerdings bestehe für die Insolvenzmasse kein Zeitdruck. „Die verbliebenen rund 50 solventen operativen PIN-Gesellschaften tragen sich derzeit aus dem Cash flow“, so Kübler. Auch nimmt die Insolvenzmasse kein Massedarlehen in Anspruch.

Für den Fall, dass sich der angestrebte Kaufpreis für den Rest der PIN-Gruppe nicht realisieren lassen sollte, hat die Gläubigerversammlung Kübler ermächtigt, die PIN-Gesellschaften ohne zeitliche Begrenzung operativ weiter zu betreiben, bis sich die Voraussetzungen für einen Verkauf der Gruppe verbessert haben. „Insbesondere die Berliner PIN Mail AG steht auf wirtschaftlich soliden Füßen und ist in der Lage, im Verbund mit den Ostgesellschaften der PIN-Gruppe weiter zu wachsen und positive Erträge zu erwirtschaften“, unterstrich der Insolvenzverwalter. Kübler und die Holding-Verwaltungsräte Piepenburg und Ziems wurden zwischenzeitlich auch als Aufsichtsräte der PIN Mail AG bestellt.

Kübler erläuterte ausführlich die rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse der PIN-Holding und äußerte sich auch zu den Ursachen der Insolvenz. Allein die Einführung des Mindestlohns habe für die gesamte PIN-Gruppe ab 2008 eine Erhöhung der Personalkosten um jährlich rund 38 Mio. Euro bedeutet. Zusätzlich war das Geschäftsergebnis 2007 erheblich hinter den Erwartungen zurück geblieben. Statt eines geplanten Jahresumsatzes von 346 Mio. Euro wurde nur ein Jahresumsatz in Höhe von 278 Mio. Euro erzielt. Das prognostizierte Ergebnis (EBIT) von minus 10 Mio. Euro betrug tatsächlich rd. minus 68 Mio. Euro. Grund hierfür waren insbesondere Verzögerungen bei der Akquisition und Integration neuer Gesellschaften.

„Die im Vorfeld der Einführung des Mindestlohns geführte Debatte band bereits ab Mitte 2007 erhebliche Kapazitäten im Management“, stellte Kübler fest. „Die Bekämpfung des Mindestlohns brachte damals – als der damit verbundene massive Arbeitsplatzabbau von vielen noch nicht gesehen wurde – die PIN-Gruppe in ein schiefes Licht. Hierdurch waren mögliche Neukunden verunsichert, ob die PIN-Gruppe stabil und überlebensfähig war.“ Darüber hinaus, so Kübler weiter, seien vorhandene Kosteneinsparungspotenziale nicht analysiert und umgesetzt worden. Auch habe z.B. im Vertrieb ein internes Kontrollsystem gefehlt. Kübler: „All diese Faktoren haben zu dem massiv höheren Verlust geführt.“

Angesichts dieser Entwicklung und der durch den Mindestlohn erhöhten Personalkosten ab 2008 war die Axel Springer AG als Hauptgesellschafterin der PIN Group AG S.A. nicht bereit, den sich hieraus ergebenden erhöhten Finanzierungsbedarf zur Verfügung zu stellen.

Kübler unterrichtete die Gläubigerversammlung zudem über das Sekundärinsolvenzverfahren, das erwartungsgemäß bereits vor einigen Wochen in Luxemburg eröffnet worden war. Kübler arbeitet eng mit dem dortigen Sekundärinsolvenzverwalter zusammen. Das Luxemburger Verfahren beschränkt sich auf wenige Vermögensgegenstände, vornehmlich eine Forderung gegen den luxemburgischen Fiskus.

Im Anschluss an den Verwalterbericht wurden Kübler und die Gläubigerausschussmitglieder in ihrem Amt bestätigt.

Im anschließenden Prüfungstermin wurden die bestehenden Insolvenzforderungen dokumentiert. Diese belaufen sich auf über 200 Mio. Euro. Die Bankenforderungen haben eine Höhe von rd. 72 Mio. Euro, die der Aktionäre rd. 113 Mio. Euro. Letztere hat Kübler wie Eigenkapital eingestuft und damit bestritten. Dazu wird es möglicherweise zu einem Musterprozess kommen, da die Aktionäre den Standpunkt vertreten, für die luxemburgische Gesellschaft gelte das dortige Gesellschaftsrecht, wonach ihre Darlehensforderungen mit allen anderen Insolvenzforderungen gleich zu behandeln seien. Angesichts dieser und anderer streitiger Rechtsfragen und zu erwartender Anfechtungsprozesse geht Kübler von einer Verfahrensdauer von mindestens drei bis fünf Jahren aus. Zu den Quotenaussichten der Gläubiger konnte Kübler keine konkreten Angaben machen, da dies vom endgültigen Ergebnis des Verkaufprozesses abhängt.

Über Bruno M. Kübler:

Dr. Bruno M. Kübler (Jg. 1945) ist einer der renommiertesten deutschen Insolvenzverwalter. Er ist Gründer und Seniorpartner der auf Insolvenzverwaltung spezialisierten Kanzlei KÜBLER, die zu den führenden deutschen Insolvenzrechtskanzleien gehört und deutschlandweit an 27 Standorten vertreten ist. Seit 1978 als Insolvenzverwalter tätig, hat Dr. Kübler über 1.000 Unternehmensinsolvenz-Verfahren betreut, darunter zahlreiche Produktionsunternehmen wie Werkzeugmaschinenbauer (HECKERT), Automobilzulieferer (Sachsenring), Motorradhersteller (MuZ) sowie im Bereich des Handels z.B. die Konsumgenossenschaft Ostsachsen oder die Buchhandelskette Bouvier. Zudem verfügt Dr. Kübler über einschlägige Erfahrungen in der Flugzeugbranche. Zuletzt hat Dr. Kübler den brandenburgischen Flugzeugbauer Aquila saniert.

Nähere Angaben unter www.kuebler-gbr.de/cgi-bin/partner/partnerlist.cgi. Anbei finden Sie ein Foto von Dr. Kübler. Das Bild ist zur Verwendung frei.

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