KWAG Kanzlei für Wirtschafts- und Anlagerecht Ahrens & Gieschen: Turbulente Gläubigerversammlung bei Securenta AG Gläubiger müssen Forderungen bis Ende März anmelden

26.03.2008

KWAG Kanzlei für Wirtschafts- und Anlagerecht Ahrens & Gieschen

Bremen, Hamburg, Göttingen. Die insolvente Securenta AG verfügt

lediglich noch über knapp eine Million Euro an Bankguthaben. Das wurde der

Gläubigerversammlung am Dienstag (25. 3. 2008) in Göttingen mitgeteilt.

Nach Angaben der auf Kapitalanlagerecht spezialisierte Kanzlei KWAG in

Bremen wird sich die Summe auch durch den geplanten Verkauf von

Immobilien nur um etwa zwei bis drei Millionen Euro erhöhen, da die meisten

Objekte hoch belastet sind. Auch sollen die Securenta-Anleger im Verfahren

als so genannte nachrangige Gläubiger behandelt werden, mit dem Risiko,

am Ende leer auszugehen. KWAG - Rechtsanwalt Jan-Henning Ahrens:

„Damit zeigt sich wieder, die Initiatoren haben profitiert und die Anleger sind

die Dummen.“ Anlegervertreter forderten auf der Versammlung die Ablösung

des Verwalters. KWAG vertritt einige Hundert Anleger der Securenta AG

beziehungsweise der Göttinger Gruppe. Die Gläubigerversammlung wurde

nach turbulentem Verlauf am frühen Nachmittag auf den 13. Mai 2008

vertagt.

Die Securenta-Pleite gilt als größter Finanzskandal in Deutschland nach dem

Zweiten Weltkrieg. Das zur sogenannten Göttinger Gruppe gehörende

Unternehmen soll Anfang der neunziger Jahre bei fast 100.000 Sparern eine

Anlagesumme von umgerechnet rund einer Milliarde Euro eingesammelt

haben. Die Göttinger Gruppe war seinerzeit bundesweit größter Anbieter von

staatlich geförderten, so genannten atypischen stillen Beteiligungen. Die

Unternehmensbeteiligungen wurden mit blumigen Versprechungen vor allem

als sichere Altersvorsorge und Steuersparmodell mit hohen Renditen

angepriesen. Das Engagement auf dem grauen Kapitalmarkt brachte den

Anlegern aber häufig nur Verluste. Ahrens: „Obendrein besteht jetzt noch

das Risiko, dass das Finanzamt die Steuervorteile zurückverlangt.“

An der Gläubigerversammlung in Göttingen nahmen rund 50 Anleger

beziehungsweise Anlegervertreter teil. Der Insolvenzverwalter der Securenta

AG, der Hamburger Steuerberater Peter Knöpfel, legte einen 70seitigen

Bericht vor. Seiner Meinung nach wird das Verfahren mindestens noch

sieben bis zehn Jahre dauern. Knöpfel gab nach Angaben von KWAG an,

die Bilanzen der Jahre 2002 bis 2004 angefochten zu haben, um die

Verantwortlichen in den Wirtschaftsprüfungskanzleien, die die Abschlüsse

testiert hatten, in Regress nehmen zu können. Die „wahren Verantwortlichen“

lassen sich nach Knöpfels Auffassung nicht mehr in Anspruch nehmen, da

sie allesamt eidesstattliche Versicherungen abgegeben hätten.

Rechtsanwalt Ahrens: „Wir werden jetzt umgehend feststellen, inwieweit die

einzelnen Gläubiger auch die Möglichkeit haben, Schadenersatz von den

Wirtschaftsprüfern zu verlangen.“ Außerdem werde geprüft, ob Ansprüche

wegen fehlerhafte Beratung gegen den Vertrieb und Berater bestehen.

Auf der Gläubigerversammlung im Göttinger Landgericht war es zu

turbulenten Szenen gekommen. Anlegervertreter hatten die Absetzung des

Insolvenzverwalters verlangt, weil Knöpfel die Anleger im Verfahren

schlechter stellen will, als beispielsweise die kreditgebenden Banken.

Ahrens: „Damit würde die Mehrheit der Anleger erheblich benachteiligt oder

am Ende sogar leer ausgehen, weil aus dem Insolvenzvermögen zunächst

die vorrangigen Gläubiger befriedigt werden.“

Auch herrschte Unklarheit über die Stimmrechtsverhältnisse, da dem Gericht

keine Listen vorlagen, nach denen den einzelnen Gläubigervertretern eine

genaue Stimmzahl einschließlich der Forderungshöhe zugeordnet werden

konnte. Deshalb wurden in einer langwierigen Befragung durch den

Insolvenzrichter die entsprechenden Daten bei allen Anwesenden mündlich

erhoben. Nach einer vorläufigen Auswertung konnte das Gericht dann kein

eindeutiges Ergebnis feststellen und vertagte deshalb eine abschließende

Entscheidung über die weitere Bestellung des Insolvenzverwalters.

Später hatten die Vertreter der Deutschen Bank und des Finanzamtes sowie

Vertreter von Gläubiger sich gegenseitig das Stimmrecht auf der

Versammlung bestritten. Darüber muss nun das Gericht bis Mitte Mai

entscheiden. Nach einem Befangenheitsantrag gegen den Insolvenzrichter

wurde die Sitzung unterbrochen.

Im Sommer 2007 war ein Insolvenzantrag für die Securenta AG und die

Tochtergesellschaften eingereicht worden. Das Unternehmen hatte am Tag

nach Einleitung des Insolvenzverfahrens durch das Amtsgericht Göttingen

dann noch selbst Insolvenzantrag in Berlin gestellt.

Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt bereits seit Monaten gegen

die Göttinger Gruppe wegen Insolvenzverschleppung, außerdem sind

Verfahren gegen Verantwortliche des Finanzkonzerns wegen Betrugs und

Anlagenbetrugs eingeleitet worden. KWAG-Rechtsanwalt Jan-Henning

Ahrens rät allen Betroffenen, umgehend Forderungen zur Insolvenztabelle

anzumelden. Dazu sei nur noch bis zum 31. März 2008 Zeit.

Für Rückfragen:

RA Jan-Henning Ahrens

RA Jens-Peter Gieschen

KWAG

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