Das Amtsgericht Bielefeld hat durch Beschluss vom 01.10.2009 das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Werneburg Formulartechnik und Datentechnologie GmbH u. Co. KG aus Lübbecke eröffnet und Herrn Rechtsanwalt Stefan Meyer zum Insolvenzverwalter bestellt. Eingeleitet wurde das Verfahren durch (Eigen-)Insolvenzantrag vom 15.07.2009.

Bei der Werneburg Formulartechnik und Datentechnologie GmbH u. Co. KG handelt es sich um ein seit rd. 150 Jahren ortsansässiges Druckereiunternehmen, das am 14.11.1859 als Einzelunternehmung seinen Betrieb aufgenommen hat. Gesellschafter waren und sind durchweg Mitglieder der Familie Werneburg. Heute sieht sich die Gesellschaft als modernes Druckereiunternehmen, das als vollstufiger Dienstleister im Bereich des Formulardrucks und des Akzidenzdrucks Service aus einer Hand bietet. Zur Produktpalette zählen daneben die Erbringung von Veredelungs- und Logistikdienstleistungen. Im Anschluss an den Insolvenzantrag vom 16.07.2009 ist es dem Insolvenzverwalter gemeinsam mit den Mitarbeitern im Unternehmen gelungen, den operativen Geschäftsbetrieb über einen Zeitraum von nahezu 3 Jahren ohne Einschränkung unter Insolvenzbedingungen fortzuführen. Die Betriebsfortführung wurde nach erfolgreicher Durchsetzung von leistungswirtschaftlichen Sanierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen möglich; das Unternehmen konnte in einem schwierigen Marktumfeld bis zuletzt positive Betriebsergebnisse erwirtschaften. Gemeinsames Ziel aller Beteiligten war über den gesamten Zeitraum der Unternehmensfortführung, eine dauerhafte und nachhaltige Fortführungslösung darzustellen, womit sowohl die Befriedigungsinteressen der Gläubiger, als auch die Arbeitsplatzerhaltungsinteressen der Mitarbeiter gewahrt werden sollten.

Dem Insolvenzverwalter ist es jetzt gelungen, mit einem Unternehmen der Drake- Gruppe aus Bad Oeynhausen zum 01.05.2012 eine übertragende Sanierung der Druckerei Werneburg zu vereinbaren. Ein für diesen Zweck neu gegründetes Unternehmen der Drake-Gruppe wird nicht nur das gesamte Anlagevermögen, sondern auch sämtliche Mitarbeiter übernehmen. Das Unternehmen wird unter color direkt Medien Druckhaus GmbH firmieren und sich mit dem derzeitigen Produktportfolio weiterhin am Markt präsentieren. Einige Investitionen sind kurzfristig von der Drake-Gruppe geplant, die insbesondere in die Maschinenausstattung des Zukunftsmarktes Digitaldruck fließen werden. Das Unternehmen soll insgesamt moderner ausgerichtet werden. Herr Matthias Werneburg bleibt dem Nachfolgeunternehmen als Betriebsleiter erhalten.

Bei der Drake-Gruppe handelt es sich ebenfalls um ein langjährig in der Region ansässiges Traditionsunternehmen. Zur Drake-Gruppe zählen heute die Color Rollenoffset GmbH&Co.KG, die Druck Center Drake + Huber GmbH sowie die Bittner GmbH Druck.Display.Verpackung. Die Drake-Gruppe beschäftigt (vor Übernahme Werneburg) 135 Mitarbeiter und verantwortet einen Gruppenumsatz von rd. 40 Mio. € Herr Rechtsanwalt Meyer hierzu: „Die hier umgesetzte erfolgreiche übertragende Sanierung stellt sich gleich aus unterschiedlichen Gründen als sehr erfreulich dar. Wir haben hier gemeinsam mit den Verfahrensbeteiligten alle Möglichkeiten des modernen Insolvenzrechts zu Gunsten und zum Nutzen der Gläubiger und Arbeitnehmer nutzen können. Zunächst ist zu konstatieren, dass sich mittelständische Unternehmen der Druckindustrie heute in einem ausgesprochen schwierigen, seit Jahren schrumpfenden Markt befinden. Schon für gesunde Unternehmen bietet die Behauptung in einem solchen Markt in Anbetracht harter Verdrängungsmechanismen erhebliche Herausforderungen. Die Suche nach einem leistungsfähigen und übernahmebereiten Investor ist deshalb umso schwieriger gewesen. Wir haben in den letzten Jahren deutschlandweit aktiv und systematisch nach potentiellen Investoren gesucht und auch mit verschiedenen Interessenten sehr konkrete Verhandlungen geführt. Mehrfach waren die Verhandlungen kurz vor dem Abschluss, um sodann doch noch aus unterschiedlichen Gründen zu scheitern. Mit der Drake-Gruppe hat es jetzt genau gepasst. Die Drake-Gruppe hat umfassend unter Beweis gestellt, dass sie ein nachhaltiges und langfristiges Interesse am Erhalt des Unternehmens in Lübbecke hat vor einigen Wochen ein seriöses Übernahmeangebot vorgelegt. Das strategische Übernahmekonzept der Drake-Gruppe scheint maßgeschneidert und wird dem Traditionsbetrieb nach meiner Überzeugung langfristige Standort- und Arbeitsplatzsicherheit bescheren. Auf diese Weise wird eine mehr als 150-jährige Unternehmenstradition in Lübbecke erhalten und fortgesetzt.

Besonders freut mich in dieser Zusammenhang, dass alle Arbeitsplätze vor Ort erhalten werden. Bei den Arbeitnehmern und der Unternehmensleitung darf ich mich für die sehr gute Unterstützung in den nahezu 3 Jahren Unternehmensfortführung herzlich bedanken. Vor allem das Engagement der Arbeitnehmer war bei der erfolgreichen Umsetzung dieser jetzt gefundenen Lösung von erheblicher Bedeutung. In besonderer Weise habe ich ebenso den langjährigen Kunden zu danken, die das Unternehmen ohne Einschränkung unterstützt haben. Trotz Insolvenz ist der Kundenstamm bis heute fast unverändert erhalten geblieben.

Eine ungewöhnlich lange Betriebsfortführung durch mich als Insolvenzverwalter konnte nunmehr ein gutes Ende finden, so dass es sich im Ergebnis als richtig erwiesen hat, dass ich immer an das Unternehmen und dessen Zukunftsperspektive geglaubt habe. Ich wünsche dem Unternehmen nunmehr in den nächsten Jahren und Jahrzehnten guten Erfolg.“

Die überörtliche Sozietät MEYER Rechtsanwälte Insolvenzverwalter ist an den Standorten Berlin, Hannover, Lübbecke, Münster und Osnabrück tätig. Die Sozietät verfügt über langjährige Erfahrung bei der Sanierung und Restrukturierung von Unternehmen.

gez.
Stefan Meyer
Rechtsanwalt
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