Nieding + Barth: MS Deutschland Anleihe: Traumschiff-Investment in heftigem Seegang

12.09.2013

Im Dezember 2012 emittierte die MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft eine hypothekenbesicherte Anleihe über 60 Millionen Euro mit einem Zinskupon von 6,875 Prozent p.A. Die Ratingagentur Scope bewertete die Traumschiff-Anleihe seinerzeit mit einem „A“-Rating – also Top-Bonität. Jetzt kam eine dramatische Abwertung – mit Folgen für die Anleger.

Frankfurt, 11. September 2013 – Die Ratingagentur Scope hat das Rating der hypothekenbesicherten „Traumschiff-Anleihe“ der MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft mbH gleich um vier Stufen von „A“ auf „BBB-“ gesenkt. Der Anleihekurs an deutschen Handelsplätzen brach daraufhin um rund 7 Prozent ein. „Diese massive Herabstufung ist eine ungewöhnlich drastische und schwer nachzuvollziehende Korrektur, bedenkt man, dass das erste Rating nicht einmal zwölf Monate zurückliegt“, bemängelt Kapitalmarktrechtler Klaus Nieding, Vorstand der Nieding + Barth Rechtsanwaltsaktiengesellschaft. Es sei schwer zu glauben, dass sich Geschäftsentwicklung und -prognose binnen so kurzer Zeit derart verschlechtert haben sollen. „Ratings, die anhand objektiver Kriterien die Bonität bewerten sollen, sind oft einer der wichtigsten Dreh- und Angelpunkte der Investitionsentscheidung der Anleger. Sie sollten also zuverlässig und von Gewicht sein. In diesem Fall macht das ganz und gar nicht den Eindruck“, kritisiert Nieding weiter.

Bei der Traumschiff-Anleihe handelt es sich um eine mit einer erstrangigen Schiffshypothek besicherte Anleihe über 60 Millionen Euro. Im Oktober 2012 wurde das „Traumschiff“ mit einem Verkehrswert von 100 Millionen US-Dollar bewertet. Nun hat Scope den Daumen gesenkt.

„Da die Traumschiff-Anleihe eine besicherte Anleihe ist, haftet den Anleihegläubigern das Schiff als Sicherheit für ihre Forderung, sollte die Emittentin ihren Verpflichtungen aus der Anleihe nicht nachkommen können“, erklärt Nieding. Im Fall einer Schieflage der MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft könnten die Anleihegläubiger also auf die Schiffshypothek zugreifen und das Schiff verwerten.

Akuter Handlungsbedarf besteht für betroffene Anleger zurzeit allerdings nicht. „Bei der Traumschiff-Anleihe haben wir die Besonderheit, dass die AURELIUS AG als Mehrheitsgesellschafterin die Zinszahlung an die Anleihegläubiger für die Jahre 2013 und 2014 über eine Kreditlinie gewährleistet und der Beteiligungsgesellschaft eventuell fehlende Mittel zur Verfügung stellen wird“, erklärt Marvin Müller-Blom, Rechtsanwalt bei Nieding + Barth. Insoweit sei zunächst einmal von einer Zinszahlung in den nächsten zwei Jahren auszugehen.

Dennoch rät Nieding angesichts der jüngsten Entwicklungen zu verstärkter Wachsamkeit: „Anleihegläubiger sollten die Geschäftsentwicklung der MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft genau beobachten“. Insbesondere sollte man das Verkehrswertgutachten der „Deutschland“, das jährlich vom Treuhänder in Auftrag zu geben ist, genau prüfen. „Der Verkehrswert des Schiffes lässt Rückschlüsse auf die Werthaltigkeit der Besicherung der Anleihegläubiger zu. Sollte nach den ersten zwei Zinszahlungen tatsächlich die dritte Zinszahlung zum Ende des Jahres 2015 ausbleiben, oder sollte der Verkehrswert gravierend nach unten korrigiert werden, besteht Handlungsbedarf“, ist Nieding überzeugt.

In einem solchen Fall könnte es auch für die Ratingagentur Scope ungemütlich werden. „Sollte sich herausstellen, dass das erste Rating zu positiv war, wäre das durchaus ein möglicher haftungsbegründender Tatbestand. Immerhin hat Scope ihr Einverständnis erteilt, dass das „A“-Rating im Verkaufsprospekt veröffentlicht wird“, so Nieding. „Anleihegläubiger sollten in diesen Fällen auch die Verjährungsfristen für mögliche Schadenersatzansprüche im Auge behalten“, ergänzt Müller-Blom. Mit der nunmehr bekanntgewordenen Herabstufung ist davon auszugehen, dass die dreijährige Regelverjährungsfrist zu laufen begonnen hat. Anleihegläubiger sollten also bis spätestens im Jahr 2015 die Entwicklung der Kapitalanlage prüfen und sich gegebenenfalls rechtlich beraten lassen.

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