Norton Rose Fulbright: Investoren mahnen Nachbesserungsbedarf bei der Energiewende an

20.06.2013

§ Energiewende aber generell auf Erfolgskurs, so das Ergebnis einer Studie von Norton Rose Fulbright und Deloitte

München, 19. Juni 2013–Die deutsche Energiewende ist auf Erfolgskurs, hat aber noch in einigen Bereichen Nachholbedarf zu verzeichnen. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Die deutsche Energiewende – Chancen und Herausforderungen für Investoren“, die die Wirtschaftskanzlei Norton Rose Fulbright* gemeinsam mit Deloitte unter knapp 100 Unternehmen und Investoren der Energiebranche durchgeführt hat.

Der Nachholbedarf besteht aus Sicht der Befragten vor allem beim Ausbau der Netzinfrastruktur und der Entwicklung von Speichertechnologien sowie bei der Maßnahmenkoordination seitens der Politik. „Die Energiewende ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Neben der immensen Kosten gilt es, eine Vielzahl an regulatorischen, logistischen und organisatorischen Problemen zu lösen. Momentan leidet der Prozess unter der mangelnden Koordination zwischen Politik und Industrie und der Notwendigkeit eines neuen Marktdesigns. Die Entwicklung von innovativen Finanzierungsmodellen mit einem Schwerpunkt auf Kooperationen zwischen Energieunternehmen auf der einen sowie Versicherungen und institutionellen Fonds auf der anderen Seite, wird auch ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das Gelingen der Energiewende sein“, erklärt David Krüger, Partner und Leiter Cleantech & Energy bei Deloitte.

Zwei Drittel der Befragten gehen davon aus, dass das Ziel, 35 Prozent des Bruttostromverbrauchs bis 2020 durch erneuerbare Energien zu decken, vollständig oder überwiegend erreicht wird. Zur Erreichung dieses Ziels stehen der Aus- und Zubau erneuerbarer Energien und der Ausbau von Netzinfrastruktur im Vordergrund. Starke Unterschiede gibt es bei den Investment-Prioritäten: Das Interesse an Solar- und Offshore-Wind-Investitionen ist stark rückläufig, dagegen erfreuen sich Onshore-Wind-Anlagen weiterhin großer Beliebtheit. Insgesamt attestieren die Umfrageteilnehmer Deutschland wegen der guten gesetzlichen Rahmenbedingungen und der volkswirtschaftlichen Stabilität ein attraktives Investitionsklima.

Der Kurs stimmt, die Steuerung ist jedoch mangelhaft

35 Prozent des Bruttostromverbrauchs sollen bis 2020 durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Bis 2050 sollen es sogar 80 Prozent sein. Hierzu sind vereinte Anstrengungen der Energieversorger, Investoren und Netzbetreiber gefragt. Zwei Drittel der befragten Führungskräfte gehen davon aus, dass dieses Ziel zumindest überwiegend erreicht wird. Doch die Maßnahmen zur Zielerreichung sind nicht überall gleich weit fortgeschritten. So sinkt das Interesse an Solar-Investitionen, da die Ziele bereits übererfüllt sind. In Solarparks wollen demnach nur noch 17 Prozent der Unternehmen in den nächsten drei Jahren investieren. Noch geringer ist mit 11 Prozent das Interesse an Offshore-Windparks, bei denen technische und regulatorische Risiken das Anlegerinteresse haben schrumpfen lassen. Dagegen setzt jedes zweite Unternehmen innerhalb der nächsten drei Jahre auf Onshore-Wind-Anlagen. Gerade für konservative Anleger wie Versicherungen sind diese interessant.

Nach den größten Hindernissen für die Umsetzung der Energiewende befragt, sehen über zwei Drittel großen Nachholbedarf bei der Netz- und Speicherinfrastruktur. Die aktuelle Struktur der Stromnetze ist nicht auf eine Einspeisung dezentral erzeugter Energien und auf den Ausgleich von Erzeugungsspitzen an wind- oder sonnenreichen Tagen ausgerichtet. Zusätzlich beurteilen zwei von drei Unternehmen die Sorge der Bevölkerung vor steigenden Strompreisen als weiteres Hindernis und 62 Prozent bemängeln die schlechte Koordination zwischen Politik und Industrie. Aber auch bei der Energieeffizienz und den Erzeugungskapazitäten haben immerhin noch 60 Prozent der Unternehmen Raum für Verbesserungen identifiziert.

Der Investitionsstandort Deutschland

Für 68 Prozent der Befragten machen das Förderregime und die volkswirtschaftliche Stabilität Deutschland zum attraktiven Investitionsstandort und mehr als die Hälfte der Befragten schätzt dazu auch die guten gesetzlichen Rahmenbedingungen. Auf der Wunschliste stehen die Beibehaltung der EEG-Förderung und zusätzliche Anreize zum Ausbau der Netzinfrastruktur und Energiespeicherung. Aber auch Anpassungen bei Basel III und Solvency II zur Investitionsförderung sind für die befragten Versicherungen und institutionellen Fonds wichtige Kriterien. Die bestehende Unsicherheit über eine Änderung des Förderregimes und der Einspeisetarife sehen zwei Drittel der Teilnehmer als wesentliches Hindernis für zukünftige Investitionen.

Renditeerwartungen differieren stark

Die erwarteten Renditen sind ein wesentlicher Faktor bei der Finanzierbarkeit der Energiewende. Die durchschnittlichen Eigenkapitalrenditeerwartungen differieren teilweise erheblich. So liegen die Erwartungen institutioneller Fonds deutlich höher als die der Energieunternehmen und Versicherungen. Geringere Unterschiede bestehen zwischen den Renditeerwartungen der Energieunternehmen und denen der Versicherungen. Vergleichsweise niedrige Renditen in Deutschland machen Investitionen in Auslandsmärkten attraktiver, was gefährlich für den Standort Deutschland werden könnte.

Ausblick und Chancen der Energiewende

Die Energiewende löst einen Strukturwandel der gesamten Energiebranche aus. Der interne Reorganisationsaufwand ist gerade bei den großen Energieunternehmen erheblich und es besteht dort nach Ansicht der Befragten deutlicher Nachholbedarf. Investitionen in Übertragungs- und Verteilnetze wird in Zukunft ebenfalls eine höhere Priorität beigemessen, wofür die Netzbetreiber die Hauptfinanzierungslast zu tragen haben werden. Versicherungen und institutionelle Fonds sind bei Investitionen in Netzinfrastruktur noch zurückhaltend, jedoch bestätigen jüngste Investments ihre generelle Attraktivität. Vertreter der Energieunternehmen sehen für sich größeres Investitionspotenzial im Bereich der Energieeffizienz, insbesondere bei der Realisierung von Kraft-Wärme-Kopplungslösungen.

„Angesichts des hohen Kapitalbedarfs für eine erfolgreiche Energiewende bleibt Deutschland weiterhin ein äußerst wichtiger Markt für Investitionen in erneuerbare Energien und Energieinfrastruktur. Nichtsdestotrotz können die im internationalen Vergleich aktuell niedrigen Eigenkapitalrenditen für Deutschland einen Wettbewerbsnachteil für Investoren darstellen. Es gilt also, die Investitionsbedingungen attraktiv zu halten und Rechts- und Planungssicherheit zu schaffen“, sagt Dr. Klaus Bader, Partner im Bereich Energy bei Norton Rose Fulbright.

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