Schultze & Braun: Insolvenzverfahren der Phoenix Kapitaldienst GmbH steht vor dem Abschluss – Gläubiger erhalten über 35 Prozent Quote

12.05.2015

Frankfurt am Main. Ziemlich genau zehn Jahre nach dem Zusammenbruch des Wertpapierhandelsunternehmens Phoenix Kapitaldienst GmbH können die rund 30 000 geschädigten Anleger und weitere Gläubiger mit einer überdurchschnittlichen Quote rechnen. Sie liegt bei über 35 Prozent, üblich sind in Insolvenzverfahren durchschnittlich zwischen drei und fünf Prozent. Das teilte Insolvenzverwalter Frank Schmitt von Schultze & Braun heute bei einer Gläubigerversammlung in Frankfurt am Main mit. Die Ausschüttung an die Gläubiger soll noch im Sommer erfolgen. Damit steht eines der spektakulärsten Kriminalinsolvenzverfahren der Bundesrepublik vor dem Abschluss.

„Dieses Verfahren war hoch komplex und ausgesprochen aufwändig. Wir hatten mit einer sehr hohen Zahl an Geschädigten zu tun und mit einem betrügerischen Schneeballsystem, bei dem Phoenix den Anlegern über Jahre hinweg mit gefälschten Kontoauszügen des Brokers hohe Gewinne auf ihre Wertpapiergeschäfte vorgaukelte“, zieht Insolvenzverwalter Schmitt Bilanz. „Die Aufarbeitung dieses Schneeballsystems und das Feststellen tatsächlich bestehender Forderungen an Phoenix war sehr zeitintensiv, zumal hier auch eine Reihe offener Rechtsfragen eine Rolle spielte. Wir mussten deshalb in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an Prozessen führen, von denen nicht wenige erst vor dem Bundesgerichtshof rechtsverbindlich beendet werden konnten. Das Phoenix-Verfahren hat definitiv Rechtsgeschichte geschrieben.“

Am 11. März 2005 hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Insolvenzantrag über das Vermögen der Phoenix Kapitaldienst GmbH gestellt, nachdem zuvor bekannt geworden war, dass das Konto, auf dem die gegenüber den Anlegern ausgewiesenen Gewinne aus Options- und Termingeschäften angeblich angefallen sein sollten, in Wirklichkeit nicht existierte. Ein Phoenix-Mitarbeiter hatte jahrelang auf Geheiß des Managements die monatlichen Abrechnungen eines britischen Brokers gefälscht. Der Betrug fiel erst durch Zufall auf, nachdem der Alleingesellschafter am 7. April 2004 mit einem Firmenflugzeug abgestürzt war und das neu eingesetzte Geschäftsleitung Anfang 2005 den Jahresabschluss für das Jahr 2004 erstellen wollte.

Phoenix handelte an Terminbörsen und vertrieb den sogenannten „Phoenix Managed Account“, eine fondsähnliche Anlagekonstruktion, bei der Anlegern Kapitalanlagemöglichkeiten in Form von Derivaten angeboten wurden. Zu Beginn erwirtschaftete Phoenix mit dieser Anlageform hohe Verluste, sodass von 1998 an die Gelder der Kunden nur noch in geringem Umfang im Derivatehandel angelegt worden waren. Stattdessen baute Phoenix Vermögen bei Kreditinstituten auf und verwendete mehr als die Hälfte des eingezahlten Geldes für den laufenden Geschäftsbetrieb, einschließlich Zahlungen an externe Vermittler und Steuerzahlungen sowie die Ausschüttung von Scheingewinnen. Phoenix hatte die Anleger mit Renditen zwischen acht und 20 Prozent geködert und die eingezahlten Gelder auf Sammelkonten verwahrt. Insgesamt hatten mehr als 30 000 Gläubiger vorwiegend aus Deutschland, Frankreich und Dänemark Forderungen mit einem Wert von über 600 Millionen Euro gegenüber Phoenix geltend gemacht. Insolvenzverwalter Schmitt konnte demgegenüber mehr als 200 Millionen Euro an Vermögen sichern.

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