Studie von Teylor und Barkow Consulting: COVID19-bedingte Nachfragewelle bei Unternehmenskrediten nur vorübergehend
Eine Analyse des Schweizer Technologieunternehmens und des Research-Hauses aus Düsseldorf legt unter anderem den Schluss nahe, dass Corona nur einen zeitlich begrenzten Einfluss auf das Geschäft mit Unternehmenskrediten hat.
Zürich/Düsseldorf, 13. September 2021 – Die Corona-Krise sorgt nur für einen kurzfristigen Nachfrageschub am Ende des Kreditzyklus. Das ist eines der Ergebnisse der großen Studie „Unternehmenskredite & Covid 19“ des Züricher Technologieunternehmens Teylor und des Düsseldorfer Analysehauses Barkow Consulting. Die Studie macht zudem deutlich, dass das Marktwachstum vollständig getrieben ist durch die COVID19-Hilfskredite der KfW, dass die Volksbanken als Hauptfinanzierer fungieren und dass sich Landes- und Auslandsbanken aus dem Geschäft zurückziehen. Auch zeigt die Analyse, dass sich das Kreditwachstum im Juni nur noch marginal über der Nulllinie bewegte. Auch wenn es sich im Juli wieder beschleunigte, erscheint zukünftig sogar ein negatives Wachstum möglich. „Die jüngsten Daten unserer Studie legen nahe, dass sich das Kreditvolumen bei kleinen und mittleren Unternehmen (SME) sogar jetzt schon bei sinkenden Margen rückläufig darstellt“, erläutert Patrick Stäuble, CEO der Teylor AG, einem Anbieter für digitale Lösungen rund um SME-Kreditprozesse.
COVID19 sorgt für kurzfristigen Nachfrageschub bei Unternehmenskrediten
Die Studie von Teylor und Barkow Consulting wirft zur Einordnung der aktuellen Situation auch einen Blick zurück. So hatte der Zyklus für Unternehmenskredite seinen vorläufigen Höhepunkt mit einer jährlichen Wachstumsrate von 5,7% bereits im Juni 2019 erreicht, also Monate vor dem Beginn der COVID19-Pandemie. Schon im Februar 2020, dem letzten COVID19-freien Monat, ging das hochgerechnete Wachstum auf nur noch 4,0% p.a. zurück. Mit dem Beginn der Pandemie im März 2020 änderte sich die Situation dann allerdings schlagartig. Sie löste eine abrupte und erhebliche Beschleunigung der Kreditnachfrage aus. So legte das jährliche Wachstum zunächst auf den Rekordwert von 6,2% im Mai 2020 zu. Die plötzlich einsetzende Zusatznachfrage im März wurde erst durch kurzfristige Kredite gedeckt und ab Mai sukzessive durch längerfristige Fazilitäten refinanziert.
Bereits im Juni 2020 hatte sich die Kreditnachfrage allerdings schon wieder weitgehend normalisiert. Als Konsequenz ging die jährliche Wachstumsrate wieder zurück. Sie lag ein Jahr später also im Juni 2021 mit 0,9% gegenüber Vorjahr sogar nur noch marginal über der Nulllinie. Im Juli legte es allerdings wieder auf 1,5% zu.
Marktwachstum kommt fast ausschließlich von der KfW
Seit Beginn der COVID19-Krise ist der Markt für Unternehmenskredite insgesamt um absolut €47Mrd. gewachsen. Die KfW hat im Rahmen ihres Krisenkreditprogrammes bis Juni 2021 €52Mrd. an Hilfskrediten zugesagt.
„Auch wenn die KfW COVID19-Kredite noch nicht vollständig ausgezahlt wurden, wird deutlich, dass das Marktwachstum zum weit überwiegenden Teil aus staatlichen Hilfskrediten besteht“, analysiert Teylor-CEO Patrick Stäuble. „Für die auszahlenden Banken bedeutet dies zwar ein geringeres Ausfallrisiko, aber gleichzeitig auch deutlich geringere Erträge.“
Volksbanken als Hauptfinanzierer, Auslands- & Landesbanken ziehen sich zurück
Volksbanken sind die großen Finanzierer der COVID19-Krise mit einer zweistelligen Wachstumsrate gegenüber dem Vorjahr von plus 10,3% im Juni 2021. Landes- und Privatbanken hingegen bauen ihren Kreditbestand mit minus 4,1% und minus 5,8% aktuell bereits wieder ab. Insbesondere Zweigstellen ausländischer Privatbanken ziehen sich augenscheinlich aus dem Markt zurück und haben ihren Kreditbestand mit einer Minusrate von 26,7% gegenüber dem Vorjahr reduziert.
„Auslandsbanken agieren meist prozyklisch, das heißt, sie sind vorwiegend dann im deutschen Markt aktiv, wenn die Nachfrage entsprechend hoch ist“, erklärt Patrick Stäuble. „Im Vergleich zu heimischen Hausbanken profitieren sie weniger von etablierten Kundenbeziehungen. Sie müssen stattdessen mit besseren Kreditkonditionen oder einfachen und digitalen Prozessen punkten. Unter unseren Kunden finden sich zum Beispiel auch mehrere ausländische Banken, die mit unseren Softwaremodulen ihre Kreditangebote für den deutschen Markt digitalisiert haben.“
Zweite Nachfragewelle nicht absehbar, kurzfristig sogar negatives Wachstum möglich
In der jüngeren Vergangenheit konnte sowohl in der Finanz- als auch der Euro-Krise beobachtet werden, wie auf einen Wachstumssprung zu deren Beginn bzw. unmittelbar davor ein signifikanter Rückgang der Kreditnachfrage folgte. So ging das Kreditwachstum während der Finanzkrise von Rekordwerten im Juni 2008 von plus 8,6% auf bis zu minus 3,7% im April 2009 zurück. In der Euro-Krise ging das Kreditwachstum von plus 1,2% im September 2012 in den nachfolgenden 14 Monaten auf minus 2,4% zurück. Generell scheint die Kreditentwicklung dem Wirtschaftszyklus mit einer Verzögerung von 4 bis 6 Quartalen zu folgen.
„Die Prognose des Wendepunktes im Kreditzyklus erweist sich derzeit als besonders schwierig. Sowohl der plötzliche und starke wirtschaftliche Einbruch als auch die anschließende kräftige Erholung durch COVID19 stellen alles in den Schatten, was wir in den letzten Jahrzehnten beobachten konnten“, beschreibt Patrick Stäuble die aktuelle Lage.
„Im Kreditmarkt kommen noch die diversen Hilfsprogramme hinzu, mit denen die KfW Neuland betreten hat. Die Erfahrungen aus der zurückliegenden Finanz- und der Euro-Krise zeigen, dass der Markt für Unternehmenskredite nach Krisen durchaus sogar schrumpfen kann. Obwohl das Wachstum im Juli erfreulicherweise wieder angezogen hat, ist diese Gefahr für die nächsten Monate keinesfalls gebannt. Eine nachhaltige Erholung des Kreditwachstums scheint uns daher erst gegen Ende des Jahres wahrscheinlich, sobald die durch Fördermittel und COVID verursachte Verzerrung bereinigt ist“, so der Teylor-CEO weiter. Die aktuell steigenden Infektionszahlen bedeuteten allerdings eine zusätzliche Unsicherheit.
SME-Kredite sogar aktuell schon rückläufig
Das Wachstum von SME-Krediten verhielt sich zu Beginn der COVID19-Krise ähnlich wie das von Unternehmenskrediten generell. So verdoppelte sich das Wachstum nahezu bis auf 5,9% im August 2020 gegenüber Vorjahr. Ebenso beachtlich nahm dieses allerdings darauffolgend auch wieder ab.
Zuletzt lag die jährliche Veränderungsrate der SME-Kredite mit 1,5% sogar schon wieder klar im Minus. Bei näherer Untersuchung lässt sich feststellen, dass SME-Kredite auch über längere Zeiträume hinter dem Wachstum großer Unternehmenskredite zurückbleiben.
Zuletzt rückläufige Margen für SME-Kredite verstärken strukturelles Ertragsproblem
Die Kreditmarge für SME-Kredite ist während der COVID19-Krise zunächst auf 2,1% angestiegen, seit Februar 2021 allerdings wieder auf 2,0% gesunken. SME-Kredite leiden schon seit langem an einem strukturellen Ertragsproblem. Die Eigenkapitalrendite von SME-Krediten liegt insofern im langfristigen Durchschnitt 3,7% unter Eigenkapitalkosten von schätzungsweise 8%. Durch den Margenrückgang der letzten Monate hat sich diese Lücke sogar auf 4,2% ausgeweitet.
„Rückläufige Margen, hohe Stückkosten und niedrige oder sogar negative Wachstumsraten machen es für Banken dringend notwendig, im SME-Geschäft die Kosten besser in den Griff zu bekommen. Durch die Krise könnten auch die Risikokosten womöglich steigen, was den Kostendruck sogar noch weiter erhöhen würde“, stellt Teylor-CEO Patrick Stäuble fest. Er sieht eine Lösung für die Finanzinstitute in einem verstärkten Einsatz digitaler Kreditprozesse: „Der Digitalisierungsdruck der Banken hat während der Krise weiter zugenommen und wir erhielten in den letzten zwölf Monaten deutlich mehr Anfragen nach unseren digitalen Prozesslösungen. Der große Vorteil solcher Kreditprozesse und -produkte wird immer signifikanter und damit wettbewerbsentscheidend – das unterstreichen die jüngsten Zahlen zur Kostenentwicklung im Kreditgeschäft“, so Patrick Stäuble weiter.
Mit ihrer Plattform und den dazugehörigen Softwaremodulen bietet die Teylor AG Banken die Möglichkeit, spezielle SME-Kreditlösungen in bestehende Prozesse zu integrieren und somit Kosten zu reduzieren. Der modulare Aufbau der Plattform ermöglicht es den Instituten zudem, entweder komplett neue Prozesse zu entwerfen oder einzelne Prozessschritte zu digitalisieren. Dadurch müssen sie nicht gleich ihre gesamten IT-Systeme neu aufsetzen, sondern können digitale Technologien neben ihren existierenden Kernbankensystemen einsetzen. Da Teylor die Software auch selber nutzt, um mit einem eigenem Kreditfonds unter der Marke Teylor auf dem deutschen Markt Kredite zu vergeben, hat das Fintech detaillierte Einblicke in die Entwicklung des Kreditgeschäfts in Deutschland.
Die ausführliche Studie von Teylor und Barkow Consulting inklusive der jüngsten Aktualisierungen können Sie auf der Teylor-Website unter www.teylor.de anfordern.
Teylor ist das Schweizer Technologieunternehmen hinter der Teylor-Plattform. Die Softwaremodule der Plattform ermöglichen es Finanzinstituten, digitale Kreditprodukte zu entwickeln, vermarkten und skalieren. Dabei orientiert sich Teylor an den Bedürfnissen des Kunden: So lassen sich die Softwaremodule gemäß den Anforderungen jedes Finanzinstituts und Kreditprodukts anpassen. Kreditgeber können einzelne Module in bestehende Prozesse und Technologien integrieren oder von Grund auf komplett neue digitale Prozesse entwerfen. Banken in ganz Europa nutzen Teylors Software, um Kreditprozesse zu automatisieren, Produkte zu digitalisieren und Prozesskosten zu reduzieren. Zudem erhalten kleine und mittlere Unternehmen über die Plattform schnellen und bequemen Zugang zu Kapital, unter anderem von Teylors eigenem Kreditfonds. Teylor wurde 2018 in Zürich von Patrick Stäuble gegründet.