VID Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands: Insolvenzen – Licht am Ende des Tunnels
Der Anstieg der Insolvenzen flacht sich deutlich zum Jahresende ab. Die Belastungen für Wirtschaft und Arbeitsmarkt gehen zurück. Wenngleich darin noch keine belastbare Trendwende liegt, stimmen die Prognosen vieler Experten zuversichtlich.
Das Statistische Bundesamt* hat heute die Zahl der Unternehmensinsolvenzen für den Monat September 2025 und die Entwicklung für den zurückliegenden Monat November veröffentlicht. Demnach ist die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen im September 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,7 Prozent gestiegen. Nach vorläufigen Angaben sind die beantragen Unternehmensinsolvenzen im November 2025 um 5,7 Prozent gegenüber November 2024 gestiegen.
Zum Ende des Jahres überschlagen sich die Einschätzungen zur wirtschaftlichen Situation Deutschlands. Als Indikator für die schlechte gesamtwirtschaftliche Lage werden häufig die Insolvenzzahlen und gerne auch die vielfältigen Prognosen angeführt. Doch von dem nunmehr abflachenden Anstieg der Insolvenzzahlen geht ein anderes Signal aus als die vielfach verbreitete Alarmstimmung. „Die Insolvenzzahlen steigen nur geringfügig. Das ist noch keine belastbare Trendwende, aber doch Licht am Ende des Tunnels – zumindest, was die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen angeht“, so Dr. Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID). „Nach den letzten Jahren mit Nachholeffekten aus der Coronaphase und dem damit verbundenen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen, normalisiert sich die Entwicklung der Insolvenzzahlen wieder. Von den Spitzenwerten der Vergangenheit sind wir weit entfernt“, so Niering weiter.
Man dürfe den Vergleichszeitraum bei der Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen nicht zu eng fassen, etwa nur die letzten 10 Jahre berücksichtigen. Der Coronaphase mit staatlich beeinflusst niedrigen Insolvenzzahlen gingen 10 Jahre einer starken wirtschaftlichen Entwicklung mit naturgemäß geringen Insolvenzzahlen voraus. 2009 lagen die Unternehmensinsolvenzen bei 32.687 und für 2025 schätzt die Creditreform in ihrem Bericht vom 08.12.2025 insgesamt 23.900 Unternehmensinsolvenzen.
Dem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im Gesamtjahr 2025 auf rund 29.300 Fälle stehen jedoch ein Rückgang der Schadenssumme sowie weniger betroffene Arbeitnehmer im Vergleich zu 2024 gegenüber. „Die Insolvenzdynamik lässt keine dramatische Zuspitzung erkennen. Dennoch bleibt jede Insolvenz ein gravierender Einschnitt für die betroffenen Unternehmen und Beschäftigten“, so Niering.
Rund 90 Prozent der Unternehmensinsolvenzen betreffen kleinere Unternehmen oder Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitenden. Mit weniger als 1 Prozent bezogen auf alle Unternehmensinsolvenzen sind laut der Meldung der Creditreform die Großinsolvenzen mit mehr als 250 Mitarbeitenden beteiligt. Die öffentliche Wahrnehmung ist eine andere. „Es fällt auf, dass bei den Großinsolvenzen der Anteil der Unternehmen aus dem Gesundheitswesen, der Altenpflege und der Sozialwirtschaft überproportional groß ist. Gerade bei den Krankenhäusern wird die Insolvenz als Instrument der Marktbereinigung seitens der Kostenträger, Länder und des Bundes bewusst in Kauf genommen. Eine Marktbereinigung in einem staatlich regulierten Marktumfeld und ohne Möglichkeit für die betroffenen Krankenhäuser tragfähige Alternativlösungen zu entwickeln“, so Niering. Dies sei keine neue oder gar konjunkturell bedingte Entwicklung, sondern einer jahrelangen Unterfinanzierung der deutschen Krankenhäuser geschuldet.
Quellen:
* Beantragte Regelinsolvenzen im November 2025: +5,7 % zum Vorjahresmonat (https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/12/PD25_449_52411.html) ** Grafik des VID: Entwicklung der Unternehmensinsolvenzzahlen (IN-Verfahren), © Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID)/Dezember 2025, Grafik kostenfrei nutzbar Nicht alle beantragten Insolvenzverfahren werden auch eröffnet. In der Regel liegt die Eröffnungsquote bei ca. 60 Prozent. Voraussetzung einer Eröffnung ist ein Eröffnungsgrund sowie die voraussichtliche Deckung der Verfahrenskosten.
Über den VID:
Der Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands ist der Berufsverband der in Deutschland tätigen Insolvenzverwalter und Sachwalter. Mit mehr als 470 Mitgliedern vertritt er die überwiegende Mehrheit dieser Berufsgruppe. Mitglieder verpflichten sich zu "Grundsätzen ordnungsgemäßer Insolvenz- und Eigenverwaltung" und zur Zertifizierung nach ISO:9001. Der Verband hat damit Maßstäbe für eine unabhängige, transparente und qualitativ anspruchsvolle Insolvenzverwaltung gesetzt.

