Wellensiek: Gerflor-Gruppe übernimmt das Linoleum Geschäft der DLW Flooring

07.02.2018

Die weltweit tätige Gerflor-Gruppe übernimmt wesentliche Vermögenswerte des Bodenbelags-Produzenten DLW Flooring, darunter den Standort Delmenhorst mit allen 270 Beschäftigten, 42 Beschäftigten in Bietigheim-Bissingen sowie weiteren Beschäftigten in den Auslandsgesellschaften.

Mit dem Verkauf steht für die Beschäftigten in Bietigheim-Bissingen die Finanzierung einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft.

Hans-Norbert Topp, Sanierungs-Geschäftsführer der DLW Flooring, kann mit dem Verkauf etwa 50 Prozent der Arbeitsplätze sichern.

Bietigheim-Bissingen/Delmenhorst, 06.02.2018 Die weltweit tätige Gerflor-Gruppe übernimmt wesentliche Vermögenswerte der insolventen DLW Flooring GmbH. Zur Übernahme zählen der Produktionsstandort sowie alle 270 Beschäftigte in Delmenhorst. Zudem übernimmt der Investor 42 Beschäftigte der DLW in Bietigheim-Bissingen und weitere Beschäftigte in den Auslandsgesellschaften. Einen entsprechenden Kaufvertrag haben Hans-Norbert Topp, Vorsitzender der Geschäftsführung der DLW Flooring sowie Bertrand Chammas, Vorstandsvorsitzender der Gerflor-Gruppe, unterschrieben. Über den Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Der Verkauf steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden.

„Ich freue mich, dass wir trotz schwieriger Gesamtumstände das Unternehmen und einen Großteil der Arbeitsplätze der DLW Flooring sichern konnten“, sagt DLW-Sanierungsgeschäftsführer Topp. Der Verkauf an den strategischen Investor Gerflor sei für das Linoleum-Werk in Delmenhorst eine optimale Lösung. „Das passt inhaltlich sehr gut zusammen. Das Werk in Delmenhorst hat nun nach schwierigen Jahren einen erfahrenen und finanzstarken Gesellschafter, um sich für die Zukunft erfolgreich aufzustellen“, so Topp.

Die bei Lyon ansässige Gerflor-Gruppe setzte sich in einem Investorenprozess mit dem attraktivsten Gesamtkonzept gegen zahlreiche Mitbewerber durch. Geschäftsführer Topp hatte dabei insbesondere die Zukunft der Beschäftigten im Fokus. Vor zwei Wochen musste Topp allerdings mitteilen, dass der Standort in Bietigheim-Bissingen geschlossen werden muss, da kein Investor für diesen Standort gefunden werden konnte. 190 Beschäftigte mussten somit aus insolvenzrechtlichen Gründen zum 15. Januar freigestellt werden.

Mit dem erfolgreichen Verkauf ist Geschäftsführer Topp nun in der Lage, den Beschäftigten in Bietigheim-Bissingen den Wechsel in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BQG) anzubieten. „Seitdem feststeht, dass mangels Investoreninteresse der Standort leider abgewickelt werden muss, haben wir uns bei allen Beteiligten dafür eingesetzt, den Beschäftigten in Bietigheim-Bissingen eine BQG-Lösung anbieten zu können. Durch den Kaufpreis sind wir nun in der Lage, unseren Finanzbeitrag dafür zu leisten“, sagt Sanierungsgeschäftsführer Topp. Auch die Agentur für Arbeit und der Gläubigerausschuss haben dieser Lösung bereits zugestimmt. Die Beschäftigten erhalten demnach das Angebot, bei 80 Prozent ihrer letzten Bezüge für rund 5 Monate in die BQG zu wechseln, in der sie auf neue berufliche Herausforderungen vorbereitet werden.

Für die Verantwortlichen der DLW Flooring geht es jetzt weiter darum, vorhandene Werte der DLW Flooring bestmöglich zu vermarkten. Dazu zählt unter anderem das Grundstück in Bietigheim-Bissingen in guter Lage. Hierzu läuft derzeit ebenfalls ein Investorenprozess.

Über die Sanierung

DLW Flooring befindet sich seit über einem Jahr in einem umfangreichen Sanierungsprozess. Der Prozess kam gut voran und zeigte Erfolge, insbesondere in der Effizienz, bei optimierten Produkten sowie im Vertrieb. Die Geschäftsführung hatte Mitte Oktober beim zuständigen Amtsgericht ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt, da ein kurzfristig aufgetretener Liquiditätsengpass nicht ausgeglichen werden konnte. Die Verantwortlichen nutzen so die vom Gesetzgeber geschaffenen Möglichkeiten, den eingeschlagenen Sanierungsweg zu verstärken. Aufgrund des initiierten Verfahrens beauftragte das Unternehmen zudem für die Eigenverwaltung die renommierte bundesweit tätige und auf Sanierungen spezialisierte Sozietät Wellensiek. Dies vor allem, um den berechtigten Belangen der Gläubiger Rechnung zu tragen und ihnen mit dem Partner Patric Naumann einen erfahrenen Sanierungsexperten als Ansprechpartner zur Verfügung zu stellen. Das Amtsgericht stellte dem Unternehmen ergänzend mit Rechtsanwalt Dr. Tibor Braun aus Stuttgart zunächst einen vorläufigen Sachwalter zur Seite, der mit Verfahrenseröffnung zum 1. Januar 2018 zum Sachwalter bestellt wurde, mit dem die Geschäftsführung und die Wellensiek-Partner eng zusammenarbeiten. Darüber hinaus wurde die renommierte Beratung goetzpartners, München, mit der Investorensuche beauftragt.

Nachdem sich ein potenzieller Investor für den Standort Bietigheim-Bissingen Ende 2017 überraschend zurückzog und es keine weiteren Interessenten mehr gab, hatte dieser Standort keine Perspektive mehr. Da das Unternehmen dort im operativen Geschäft deutliche Verluste schrieb, wäre eine Fortführung des Geschäftsbetriebs zu Lasten aller Gläubiger gegangen, was aus rechtlicher Sicht nicht zulässig ist. Als wesentliche Gründe für das mangelnde Investoreninteresse nannte Topp das fehlende Grundvertrauen in das Unternehmen, nachdem es vor knapp 2,5 Jahren schon einmal in der Insolvenz war. Zwar zeigten die erst vor etwa einem Jahr eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen Erfolge, wie alle Seiten bestätigten, sie kamen aber zu spät. Die notwendigen Investitionen an diesem Standort waren den Investoren zu riskant, eine Gesamtlösung somit nicht möglich.

Über die Eigenverwaltung

Ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung wurde mit dem Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) 2012 in der InsO stärker in den Vordergrund gerückt. Mit diesem Verfahren will der Gesetzgeber die Sanierungschancen von Unternehmen in der Krise steigern und die Verantwortlichen in einem Unternehmen dazu bringen, einen notwendigen Antrag frühzeitig zu stellen. Die Geschäftsführung wird durch insolvenz-/eigenverwaltungserfahrene Sanierungsexperten ergänzt, um vor allem eine Gleichbehandlung der Gläubiger sicherzustellen und die Fortführung und Sanierung des Unternehmens in diesem Verfahrensstadium zu unterstützen. Damit erhöhen sich die Sanierungsoptionen. Bei einem Verfahren in Eigenverwaltung bleibt die Geschäftsführung im Amt und bekommt vom zuständigen Amtsgericht einen „vorläufigen Sachwalter“ zur Seite gestellt, der bestimmte Rechtsgeschäfte genehmigt. Auch in diesem Verfahren gibt das Gesetz vor, dass das Gericht nach einem entsprechenden Gutachten des vorläufigen Sachwalters das Verfahren eröffnet und den Sachwalter bestellt.

Über DLW Flooring

Die DLW Flooring GmbH hat ihren Stammsitz im süddeutschen Bietigheim-Bissingen. Das Unternehmen steht seit über 130 Jahren für hochwertige und innovative Bodenbeläge für Bauvorhaben zum Beispiel im Gesundheits- oder Bildungswesen, für den Ladenbau, Büros oder Hotels. Unter der Muttergesellschaft Armstrong ging das Unternehmen 2014 in die Insolvenz und wurde dann an den niederländischen Investor Fields verkauft. Mit etwa 730 Beschäftigten erwirtschaftete das Unternehmen zuletzt einen Jahresumsatz von rund 133 Millionen Euro. Während in dem Werk am Stammsitz vor allem PVC und Vinyl produziert wurde, stellt DLW in Delmenhorst Linoleum her. Es ist das einzige Linoleum-Werk in Deutschland. Mehr Informationen: www.dlw.de

Über die Gerflor-Gruppe

Die französische Gerflor-Guppe ist Spezialist und Marktführer im Bereich Komplettlösungen für elastische Böden, Wandverkleidungen und Systeme für die barrierefreie Gestaltung, von der Installation bis zur Fertigstellung, für Unternehmer und Nutzer. Die weltweit tätige Gruppe mit Stammsitz in Lyon, Frankreich erwirtschaftete 2017 mit 3700 Beschäftigten einen Jahresumsatz von 860 Millionen Euro. Mehr Informationen: www.gerflor.de

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