Wellensiek Insolvenzverwalter: DLW Flooring - Kartellbehörden stimmen Übernahme durch Gerflor zu

01.03.2018

Die Kartellbehörden stimmen der Übernahme des DLW-Flooring Geschäftsbereichs Linoleum durch die weltweit tätige Gerflor-Gruppe zu. Der Kaufvertrag zwischen DLW und Gerflor tritt somit in Kraft.

Die Sanierer der DLW Flooring können dadurch den Standort Delmenhorst mit allen 270 Beschäftigten, 42 Beschäftigten in Bietigheim-Bissingen sowie weiteren 35 Beschäftigten in den Auslandsgesellschaften sichern.

Nachdem durch den Verkauf die Einrichtung einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft für die Beschäftigten in Bietigheim-Bissingen möglich wurde, haben bis jetzt etwa 180 Beschäftigte ihren Wechsel erklärt.

Bietigheim-Bissingen/Delmenhorst, 28.02.2018 Die zuständigen Kartellbehörden in Deutschland und Österreich haben der Übernahme wesentlicher Vermögenswerte des Geschäftsbereichs Linoleum der insolventen DLW Flooring GmbH durch die weltweit tätige Gerflor-Gruppe zugestimmt. Damit sind die letzten Vorbehalte der Übernahme beseitigt und der Anfang Februar 2018 unterzeichnete Kaufvertrag tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft.

Die Sanierer der DLW Flooring, allen voran Sanierungsgeschäftsführer Hans-Norbert Topp und die Rechtsanwälte Patric Naumann, Partner der Sozietät Wellensiek und sein Kollege Matthias Krämer – beide in der Eigenverwaltung sowie Sachwalter Dr. Tibor Braun aus Stuttgart können durch diese Übernahme den Produktionsstandort mit allen 270 Arbeitsplätzen in Delmenhorst sowie weiteren 42 Arbeitsplätzen der DLW in Bietigheim-Bissingen und rund 35 Arbeitsplätzen in den Auslandsgesellschaften sichern.

Zudem können die Sanierer durch den Verkauf für die Beschäftigten in Bietigheim-Bissingen eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BQG) einrichten, die sie mit einem Teil des Verkaufserlöses finanzieren. Etwa 180 Beschäftigte haben dieses Angebot bereits angenommen. Sie wechseln bei 80 Prozent ihrer letzten Bezüge für rund 5 Monate in die BQG, in der sie auf neue berufliche Herausforderungen vorbereitet werden. Das Angebot gilt auch für die Beschäftigten, die derzeit noch bei DLW Flooring mit der geordneten Ausproduktion am Standort in Bietigheim-Bissingen betraut sind.

„Leider ist es nicht gelungen, auch für den Produktionsstandort in Bietigheim-Bissingen einen Investor zu finden. Alle potenziellen Investoren haben im Laufe des Investorenprozesses abgewunken, da ihnen das Risiko an diesem Standort zu hoch war“, sagt Hans-Norbert Topp. Umso erleichterter ist Topp, dass der aus Frankreich stammende strategische Investor Gerflor den Geschäftsbereich Linoleum übernimmt und damit ein Großteil der Arbeitsplätze sowie die Traditionsmarke DLW gesichert wurde.

Aufgrund der Historie der DLW mit verschiedenen Eigentümerwechseln und der ersten Insolvenz vor etwa 2,5 Jahren, zeigt sich auch der Wellensiek-Partner Patric Naumann, der Hans-Norbert Topp in der Eigenverwaltung unterstützt hat, erleichtert. „Natürlich hatten wir uns auch für Bietigheim-Bissingen mehr erhofft. Aber der Investorenprozess hat leider klar gezeigt: Mehr war insgesamt für DLW nicht drin. Keiner der Interessenten wollte diesen Standort fortführen“, sagt Naumann.

Die erfolgreiche Fortführung des kompletten Geschäftsbetriebs im vorläufigen Verfahren und der Verkauf von Linoleum an Gerflor, ist durch eine professionelle Teamarbeit zwischen Eigenverwaltung, Sachwalter Dr. Tibor Braun von der Stuttgarter Sozietät Rechtsanwälte Illig, Braun und Kirschnek und dem hohen Einsatz der Beschäftigten – einschließlich Betriebsrat und Gewerkschaft – möglich gewesen.

Für die Verantwortlichen der DLW Flooring geht es jetzt weiter darum, vorhandene Werte der DLW Flooring bestmöglich zu vermarkten. Dazu zählt unter anderem das Grundstück in Bietigheim-Bissingen in guter Lage. Hierzu läuft derzeit ebenfalls ein Investorenprozess.

Über die Sanierung

DLW Flooring befindet sich seit über einem Jahr in einem umfangreichen Sanierungsprozess. Der Prozess kam gut voran und zeigte Erfolge, insbesondere in der Effizienz, bei optimierten Produkten sowie im Vertrieb. Die Geschäftsführung hatte Mitte Oktober 2017 beim zuständigen Amtsgericht ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt, da ein kurzfristig aufgetretener Liquiditätsengpass nicht ausgeglichen werden konnte. Die Verantwortlichen nutzten so die vom Gesetzgeber geschaffenen Möglichkeiten, den eingeschlagenen Sanierungsweg zu verstärken. Aufgrund des initiierten Verfahrens beauftragte das Unternehmen zudem für die Eigenverwaltung die renommierte bundesweit tätige und auf Sanierungen spezialisierte Sozietät Wellensiek. Dies vor allem, um den berechtigten Belangen der Gläubiger Rechnung zu tragen und ihnen mit dem Partner Patric Naumann einen erfahrenen Sanierungsexperten als Ansprechpartner zur Verfügung zu stellen. Das Amtsgericht stellte dem Unternehmen ergänzend mit Rechtsanwalt Dr. Tibor Braun aus Stuttgart zunächst einen vorläufigen Sachwalter zur Seite, der mit Verfahrenseröffnung zum 1. Januar 2018 zum Sachwalter bestellt wurde. Darüber hinaus wurde die renommierte Beratung goetzpartners, München, mit der Investorensuche beauftragt.

Nachdem sich ein potenzieller Investor für den Standort Bietigheim-Bissingen Ende 2017 überraschend zurückzog und es keine weiteren Interessenten mehr gab, hatte dieser Standort keine Perspektive mehr. Da das Unternehmen dort im operativen Geschäft deutliche Verluste schrieb, wäre eine Fortführung des Geschäftsbetriebs zu Lasten aller Gläubiger gegangen, was aus rechtlicher Sicht nicht zulässig ist. Als wesentliche Gründe für das mangelnde Investoreninteresse nannte Topp das fehlende Grundvertrauen in das Unternehmen, nachdem es vor knapp 2,5 Jahren schon einmal in der Insolvenz war. Zwar zeigten die erst vor etwa einem Jahr eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen Erfolge, wie alle Seiten bestätigten, sie kamen aber zu spät. Die notwendigen Investitionen an diesem Standort waren den Investoren zu riskant, eine Gesamtlösung somit nicht möglich. Mitte Januar 2018 musste Topp dann mitteilen, dass der Standort in Bietigheim-Bissingen geschlossen werden muss. 190 Beschäftigte mussten somit aus insolvenzrechtlichen Gründen zum 15. Januar freigestellt werden.

Anfang Februar 2018 konnte dann ein Kaufvertrag über den Geschäftsbereich Linoleum mit Gerflor unterzeichnet werden, nachdem sich die bei Lyon ansässige Gruppe in einem Investorenprozess mit dem attraktivsten Gesamtkonzept gegen zahlreiche Mitbewerber durchgesetzt hatte. Mit einem Teil des damit erzielten Erlöses waren die Verantwortlichen bei DLW dann in der Lage, eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (BQG) für die Beschäftigten in Bietigheim-Bissingen zu finanzieren.

Über die Eigenverwaltung

Ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung wurde mit dem Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) 2012 in der InsO stärker in den Vordergrund gerückt. Mit diesem Verfahren will der Gesetzgeber die Sanierungschancen von Unternehmen in der Krise steigern und die Verantwortlichen in einem Unternehmen dazu bringen, einen notwendigen Antrag frühzeitig zu stellen. Die Geschäftsführung wird durch insolvenz-/eigenverwaltungserfahrene Sanierungsexperten ergänzt, um vor allem eine Gleichbehandlung der Gläubiger sicherzustellen und die Fortführung und Sanierung des Unternehmens in diesem Verfahrensstadium zu unterstützen. Damit erhöhen sich die Sanierungsoptionen. Bei einem Verfahren in Eigenverwaltung bleibt die Geschäftsführung im Amt und bekommt vom zuständigen Amtsgericht einen „vorläufigen Sachwalter“ zur Seite gestellt, der bestimmte Rechtsgeschäfte genehmigt. Auch in diesem Verfahren gibt das Gesetz vor, dass das Gericht nach einem entsprechenden Gutachten des vorläufigen Sachwalters das Verfahren eröffnet und den Sachwalter bestellt.

Über DLW Flooring

Die DLW Flooring GmbH hat ihren Stammsitz im süddeutschen Bietigheim-Bissingen. Das Unternehmen steht seit über 130 Jahren für hochwertige und innovative Bodenbeläge für Bauvorhaben zum Beispiel im Gesundheits- oder Bildungswesen, für den Ladenbau, Büros oder Hotels. Unter der Muttergesellschaft Armstrong ging das Unternehmen 2014 in die Insolvenz und wurde dann an den niederländischen Investor Fields verkauft. Mit etwa 730 Beschäftigten erwirtschaftete das Unternehmen zuletzt einen Jahresumsatz von rund 133 Millionen Euro. Während in dem Werk am Stammsitz vor allem PVC und Vinyl produziert wurde, stellt DLW in Delmenhorst Linoleum her. Es ist das einzige Linoleum-Werk in Deutschland. Mehr Informationen: www.dlw.de

Über die Gerflor-Gruppe

Die französische Gerflor-Gruppe ist Spezialist und Marktführer im Bereich Komplettlösungen für elastische Böden, Wandverkleidungen und Systeme für die barrierefreie Gestaltung, von der Installation bis zur Fertigstellung, für Unternehmer und Nutzer. Die weltweit tätige Gruppe mit Stammsitz in Lyon, Frankreich, erwirtschaftete 2017 mit 3700 Beschäftigten einen Jahresumsatz von 860 Millionen Euro. Mehr Informationen: www.gerflor.de

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